Andrea Nahles erwartet Baby Kampfeslustig, machtorientiert, schwanger

(RP). Die Generalsekretärin der SPD, Andrea Nahles, ist schwanger. Die SPD-Parteizentrale bestätigte gestern entsprechende Berichte. Mit Wickeltisch am Arbeitsplatz will sie ihren Job weiter ausfüllen. Abzuwarten bleibt, ob die Schwangerschaft ihren Blick auf die Frage der Generationengerechtigkeit verändern wird.

Die Karriere der Andrea Nahles
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Als Berufswunsch hatte Andrea Nahles zu Abitur-Zeiten angegeben, dass sie Hausfrau oder Bundeskanzlerin werden will. Jetzt kommt auf sie die Vereinbarkeit von Familie und Spitzenamt in der Politik zu. Die SPD-Generalsekretärin, die in diesem Sommer ihren 40. Geburtstag und ihre Hochzeit gefeiert hat, ist schwanger. Die SPD-Parteizentrale bestätigte gestern einen entsprechenden Bericht der "Bild"-Zeitung.

Der Vater des Kindes ist ihr Mann, Marcus Frings, ein Kunsthistoriker, der als Kurator im Stadtmuseum von Offenbach arbeitet. Eine gemeinsame Wohnung hat die kleine Familie in Berlin schon gefunden, wie die "Bild" berichtet.

Die energische Sozialdemokratin will den Spagat zwischen ihrem herausfordernden Posten als SPD-Generalsekretärin und Muttersein wagen. Sie will bis kurz vor der Geburt ihren Amtsgeschäften nachgehen und auch danach alsbald wieder einsteigen. Wahrscheinlich wird sie Wickeltisch und Krabbeldecke in die SPD-Parteizentrale in Berlin schaffen.

Viele Jahre umgab Nahles, die seit 15 Jahren in der Bundespolitik mitmischt, das Image, sie sei politisch links und kratzbürstig. Für ein solches Bild von ihr lieferte sie auch viele Jahre lang Belege. Bei dem legendären Mannheimer SPD-Parteitag 1995 war sie maßgeblich am Putsch gegen Rudolf Scharping zugunsten des heutigen Linken-Politikers Oskar Lafontaine beteiligt. In der rot-grünen Ära unter Gerhard Schröder wetterte sie gegen den Kanzler als "Abrissbirne der sozialdemokratischen Programmatik". 2005 verzichtete schließlich Franz Müntefering darauf, erneut als SPD-Chef zu kandidieren, nachdem sich Nahles in einer Kampfabstimmung im Parteivorstand als künftige Generalsekretärin durchgesetzt hatte. In einer TV-Talkshow bekannte sie, dass sie nicht in die Politik gegangen sei, um mit Wattebäuschchen zu werfen.

Kampfeslustig und machtorientiert ist Nahles immer noch. Auf jeden Fall mehr General als Sekretärin. Ihr ist es dennoch gelungen, ihr Bild in der Öffentlichkeit weicher zu zeichnen. Sie ist vom linken Parteiflügel eher in die Mitte gerückt — wobei ihr die Partei entgegen gekommen ist. Auch optisch hat sie sich verändert. Aus den widerspenstigen Locken der einstigen Juso-Chefin sind glatt geföhnte Wellen geworden. Ihr einst rustikaler Kleidungsstil ist deutlich femininer geworden. Statt in Jeans und Lederjacke zeigt sie sich öfter mal im Kostüm oder im Hosenanzug mit hohen Schuhen.

Mittlerweile betont sie auch ihren fest verwurzelten katholischen Glauben stärker in der Öffentlichkeit. Er gehörte aber schon immer zu ihr. Sie stammt aus einem kleinen Dorf in der Eifel, wo ihr Glaube gewachsen ist. Als Schülerin war sie viele Jahre lang Messdienerin. Bei ethischen Fragen im Bundestag stimmt sie mit den Konservativen, wie beispielsweise bei der Stammzellforschung und bei der Spätabtreibung. In ihrem im vergangenen Jahr erschienenen Buch "Frau, gläubig, links" versucht sie ebenfalls, die Denkschablonen über sie aufzubrechen.

Wann das Baby genau zur Welt kommen wird, hat Nahles noch nicht verraten. Abzuwarten bleibt auch, ob das Kind ihren Blick auf die Rente mit 67 und die Frage von Generationengerechtigkeit verändern wird.

(RP)
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