Nach Frankfurt Wir müssen zusammenhalten

Meinung | Berlin · Auch eine noch so große Aufstockung der Polizeikräfte wird unerträgliche Taten wie in Frankfurt nicht verhindern. Aber das Signal, dass der Staat Härte zeigt, ist gut. Darüber hinaus braucht es die Solidarität der Bürger.

  Menschen bei der Mahnwache in Frankfurt.

Menschen bei der Mahnwache in Frankfurt.

Foto: dpa/Frank Rumpenhorst

Die Trauer ist groß. Über den Tod des Jungen, der von einem Mann aus Afrika am Frankfurter Bahnhof vor einen Zug geworfen wurde. Über das Leid der Mutter, die den Verlust ihres Kindes bis an ihr Lebensende nicht verwinden wird. Über den Tod der Ehefrau und Mutter, die ein in Deutschland geborener Serbe vor zehn Tagen in der niederrheinischen Stadt Voerde vor einen Zug stieß. Über das Trauma der Lokführer, die die Bilder nie mehr aus dem Kopf bekommen. Über den Tod des CDU-Politikers Walter Lübcke, der von einem deutschen Rechtsextremisten hingerichtet wurde.

Und groß ist das Entsetzen über den Angriff auf einen Eritreer, der in der vergangenen Woche im hessischen Wächtersbach von einem deutschen Fremdenfeind angeschossen wurde. Und über Migranten, die in Freibädern Badegästen und Bademeistern Angst einjagen.

Wir stehen fassungslos davor, was in unserem Land passiert, das so verletzlich ist, weil es so viel Freiheit lässt. Kein Überwachungsstaat, keine Zensur. Im Vertrauen auf eine Gesellschaft, deren Bürger Anstand haben und die gemeinsamen demokratischen Werte lernen, leben und verteidigen. Wir fragen uns nach dem Warum. Was treibt einen Deutschen dazu, auf einen Mann aus Eritrea zu schießen, den er nicht kennt? Und warum nur ermordet ein anderer Mann aus Eritrea – selbst Familienvater - ein wehrloses Kind? In einem Land, das mehr als die meisten anderen Staaten der Welt für Flüchtlinge getan hat?

Es gibt keine Antwort, die die Wunden heilen könnte. Es tröstet die Mutter nicht, die ihr Kind hat sterben sehen, dass der Täter psychische Probleme hat, wie die Kantonpolizei Zürich sagt. Es ist eben auch wahr, dass viele Menschen mit dem eigenen Leben nicht klarkommen und trotzdem niemanden umbringen.

Wie geht es nun weiter? Es muss immer neue Anstrengungen der Solidarität geben. Wie das geht, haben Menschen am Frankfurter Hauptbahnhof bewiesen. Sie halfen mutig, den Täter zu fassen und weinten mit den Betroffenen. Mitgefühl, Mitleiden. Niemand bleibt allein. Und es war gut, dass Innenminister Seehofer seinen Urlaub unterbrochen und mit den Leitern der Sicherheitsbehörden über Konsequenzen beraten hat. Es ist ein wichtiges Signal, dass der Staat reagiert und Härte zeigt. Das Problem ist nur, dass noch so viel Polizei und große Sicherheitsmaßnahmen auf Bahnhöfen keine Garantie dafür sind, dass solch unerträgliche Taten verhindert werden. Aber noch etwas hat Seehofer, der Hardliner, für den Zusammenhalt und Stärkung der Gesellschaft getan. Er hat darauf hingewiesen, dass der Täter aus Afrika kommt - und die deutsche Flüchtlingspolitik mit der Ermordung des kleinen Jungen nichts zu tun hat.

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