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Junge Abgeordnete Sie sind die Talentiertesten im Bundestag

Analyse | Berlin · Ungewöhnlich viele junge Abgeordnete sind nach der Bundestagswahl vor einem Jahr ins Parlament eingezogen. Einige haben bereits überzeugende Akzente gesetzt - das sind die Talente aus der zweiten Reihe.

Bundestag: Das sind die talentiertesten jungen Abgeordneten
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Das sind die talentiertesten jungen Abgeordneten im Bundestag

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Foto: Political-Moments / imago

Die alten Hasen im Parlament kennt man. Angefangen bei SPD-Kanzler Olaf Scholz über Jürgen Trittin von den Grünen bis hin zu Ex-Minister Jens Spahn von der Union oder dem Linken Gregor Gysi. Nicht zu vergessen CDU-Mann Wolfgang Schäuble, der inzwischen 50 Jahre im Bundestag sitzt. Seit der Bundestagswahl vor einem Jahr gibt es aber auch zahlreiche neue Abgeordnete unter der Reichstagskuppel. Das Parlament ist mit einem Durchschnittsalter von rund 47 Jahren so jung wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Viele politische Aufsteiger sind darunter. Ein Blick in die Fraktionen, auf wen man besonders achten sollte - das sind die Talentiertesten aus der zweiten Reihe.

Esra Limbacher, SPD. Vor einem Jahr wurde der 33-Jährige direkt gewählt in seinem saarländischen Wahlkreis Homburg. Prompt schaffte er es zum Mittelstandsbeauftragten der SPD-Bundestagsfraktion. Das spricht schon mal für ihn. Limbacher ist Mitglied im Wirtschafts- und Rechtsausschuss, langgediente Abgeordnete halten viel von dem Juristen. Er sei „kenntnisreich und sehr talentiert“, so einer aus der Führung der SPD-Fraktion. Bei seiner ersten Rede im Bundestag ging es gleich um die Folgen der Corona-Pandemie für den Handel. „Kaufen Sie vor Ort ein!“, appellierte Limbacher. Viel Applaus bekam er für seinen Auftritt.

Anne König, Union. Die CDU-Politikerin aus Münster ist der Fraktionsführung bereits aufgefallen. Ein Insider sagt, sie habe sich in ihre Sachthemen besonders gut eingearbeitet, „sie ist eine von denen, die weit kommen werden“. Soll heißen, denen man mehr zutraut seitens der Fraktionsspitze. Falls man die Oppositionsbänke mal wieder verlässt. Im Bundestag beackert sie die Themen Bauen, Stadtentwicklung, Energie und Klimaschutz. Kaum eine Sitzungswoche vergeht, in der König nicht im Plenum eine Rede hält. Das wiederum ist für eine neue Abgeordnete bereits Erfolg und Auszeichnung.

Lamya Kaddor, Grüne. Durchaus ein Redetalent. Wenn die 44-jährige Islamwissenschaftlerin, Religionspädagogin und ehemalige Lehrerin ans Rednerpult tritt, dann ist Leidenschaft angesagt. Die Duisburgerin ist Mitglied des Innenausschusses, leitet bereits die entsprechende Arbeitsgruppe der Grünen, ist innenpolitische Sprecherin. Vor allem beim Thema Iran und dem Umgang mit der Protestbewegung dort setzte sie im Bundestag starke Akzente. Gerade die Union bekommt regelmäßig ihr Fett weg, wenn es etwa um das Thema feministische Außenpolitik geht. Bei den Grünen ist man voll des Lobes.

Jens Teutrine, FDP. Der 29-Jährige kommt aus dem Wahlkreis Herford und ist Sprecher der Jungen Gruppe der Bundestagsfraktion. „Aus Kindern wie mir werden selten Politiker. Eltern geschieden, kleine Wohnung, wenig Geld“, schreibt er auf seiner Internetseite. Teutrine ist Sohn einer Reinigungskraft. Er arbeitet im Arbeits- und Sozialausschuss; dabei hat er vor allem die Lage der jungen Menschen im Blick. Aus der FDP hört man nur „super“, wenn die Sprache auf Teutrine kommt. Er ist auch Sprecher für Bürgergeld. Seine Reden kommen mit einer besonderen Lässigkeit daher, starke Auftritte im Plenum sind garantiert. Dabei dann auch gelungene Attacken gegen die Union.

Heidi Reichinnek, Linke. In der Linksfraktion sitzen immer noch ungewöhnlich viele ambitionierte ehemalige Partei- und Fraktionschefs. Umso erstaunlicher ist es, dass Reichinnek sich bereits jede Menge Anerkennung erworben hat. Sie sei eine von denen, „die in der Zukunft eine größere Rolle“ spielen könnten, heißt es. Die 34-Jährige aus dem Wahlkreis Osnabrück ist im Familienausschuss und Sprecherin für Frauen-, Familien- und Jugendpolitik ihrer Fraktion. Kürzlich legte sie einen bemerkenswerten Auftritt im Bundestag hin, als sie mit der „Maus“ auf dem T-Shirt der AfD das Gendern erklärte - „klingt komisch, ist aber so.“ Am Ende gab es sogar Applaus aus anderen Fraktionen.

Problemfall AfD. Gerade der AfD-Nachwuchs gilt als besonders extrem, vor allem dann, wenn die Abgeordneten auch noch in der Jungen Alternative aktiv gewesen sind. Auf sie hat auch der Verfassungsschutz ein Auge geworfen. Einigermaßen Gemäßigte finden sich kaum noch, oder sie haben die Bundestagsfraktion inzwischen verlassen. Wie etwa die Abgeordnete Joana Cotar, die unter anderem „Dauermobbing“ beklagte. Die 44-jährige Digitalpolitikerin aus Frankfurt am Main, freilich schon seit 2017 im Parlament, hätte vielleicht eine etwas andere Richtung vorgeben können, nun ist sie fraktionslos. Vier Abgeordnete haben übrigens der AfD im Bundestag bereits den Rücken gekehrt, einer wurde gar nicht erst aufgenommen.

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