Antisemitismus-Kommission Regierung will neue Zusammensetzung überprüfen

Berlin · Nach heftiger Kritik an der Zusammensetzung der Antisemitismus-Kommission will die Bundesregierung eine Erweiterung um einen Vertreter aus einem jüdischen Verband überprüfen.

 Antisemitismus-Kommission: Erpertenkreis könnte um einen jüdischen Vertreter wachsen.

Antisemitismus-Kommission: Erpertenkreis könnte um einen jüdischen Vertreter wachsen.

Foto: dpa, go Wagner

Nach Angaben des Bundesinnenministeriums wird eine Erweiterung der Antisemitismus-Kommission um einen Vertreter aus einem jüdischen Verband geprüft. Dies erklärte ein Ministeriumssprecher am Mittwoch in Berlin. Jüdische Verbände hatten die Zusammensetzung des neuen Gremiums kritisiert.

Das Moses Mendelssohn Zentrum, das American Jewish Committee und die Amadeu Antionio Stiftung hatten beklagt, dass kein Wissenschaftler jüdischer Herkunft dem Gremium angehöre. Zugleich hatten sie die Gründung einer eigenen Kommission angekündigt, die die jüdische Perspektive auf das Problem Antisemitismus in Deutschland einbeziehen sollen.

Der Gründungsdirektor des Potsdamer Moses Mendelssohn Zentrums für europäisch-jüdische Studien, Julius Schoeps, sprach von einem "einzigartigen Skandal". Die Vorsitzende der Amadeu Antonio Stiftung, Anetta Kahane sagte: "Niemand käme auf den Gedanken, eine Konferenz zum Islamhass ohne muslimische Vertreter oder einen Runden Tisch zur Diskriminierung von Frauen ohne Frauen anzusetzen". Stephan Kramer vom American Jewish Committee bemängelte, dass Handlungsempfehlungen der vergangenen Kommission noch nicht umgesetzt worden seien.

Bundesinnenminister Thomas de Maiziere (CDU) hatte den Expertenkreis im Dezember 2014 nach Abstimmung mit allen im Deutschen Bundestag vertretenen Fraktionen benannt. Das Gremium hatte am 19. Januar erstmals getagt. Der Bundestag hatte sich fraktionsübergreifend für die Einsetzung des Arbeitskreises ausgesprochen, um "Antisemitismus entschlossen zu bekämpfen und jüdisches Leben in Deutschland weiterhin nachhaltig zu fördern".

Solidaritätskundgebung für Israel in Düsseldorf
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Zu dem Gremium gehören der Berliner Antisemitismusforscher Werner Bergmann, der Leiter der Kreuzberger Initiative gegen Antisemitismus Aycan Demirel, die Soziologin und Mitarbeiterin in der Gedenk- und Bildungsstätte Haus der Wannsee-Konferenz Elke Gryglewski, der Soziologe und Generalsekretär der Evangelischen Akademien in Deutschland Klaus Holz, die Krefelder Diplompsychologin Beate Küpper, der Brühler Politikwissenschaftler Armin Pfahl-Traughber, der Direktor des Berliner Anne Frank Zentrums Patrick Siegele sowie die Historikerin und Mitarbeiterin am Zentrum für Antisemitismusforschung der TU Berlin Juliane Wetzel.

(KNA)
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