Nach Sorgen der jüdischen Gemeinde Merkel: Froh und dankbar für Juden in Deutschland

Berlin · Nachdem Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu die Juden in Europa zur Auswanderung nach Isreal aufgerufen hatte, verspricht ihnen die Bundeskanzlerin Merkel mehr Sicherheit in Deutschland.

 Bundeskanzlerin Angela Merkel möchte, dass sich die jüdische Gemeinde in Deutschland sicher fühlt.

Bundeskanzlerin Angela Merkel möchte, dass sich die jüdische Gemeinde in Deutschland sicher fühlt.

Foto: dpa, brx fdt

Angesichts der aktuellen Terrorismusdiskussion hofft die Bundesregierung, dass die hierzulande lebenden Juden in Deutschland bleiben. "Wir sind froh und dankbar, dass es wieder jüdisches Leben in Deutschland gibt", sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) am Montag in Berlin. Sie reagierte damit auf Aufrufe von Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu zur Auswanderung nach Israel.

"Wir werden seitens der Bundesregierung, aber auch der Landesregierungen und aller Verantwortlichen in Deutschland alles dafür tun, dass die Sicherheit jüdischer Einrichtungen und Bürger jüdischer Herkunft in Deutschland gewährleistet wird", sagte Merkel weiter. "Wir möchten gerne mit Juden, die heute in Deutschland sind, weiter gut zusammenleben."

Regierungssprecher Steffen Seibert sagte in Berlin, nach den Erfahrungen des Holocaust sei es nicht selbstverständlich, dass heute wieder etwa 100.000 Juden in Deutschland leben. Dies sei "ein Geschenk", verwies Seibert auf frühere Äußerungen Merkels. Die Bundesregierung wolle "alles tun, was in ihrer Macht steht, um jüdisches Leben sich hier entfalten zu lassen".

Die stellvertretende Sprecherin des Auswärtigen Amts, Sawsan Chebli, verwies in einem sehr persönlichen Statement auf ihren eigenen muslimisch geprägten Migrationshintergrund: "Wenn Juden sich in Deutschland nicht sicher fühlen, dann können sich auch Muslime hier nicht sicher fühlen", warnte sie vor Spaltungen der Gesellschaft.

"Exodus ist keine Lösung", erklärte auch die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, Charlotte Knobloch. Islamistischer Terror bedrohe nicht nur Juden, sondern "die europäischen Demokratien als Ganzes". Zudem müsse auch Israel an einer starken jüdischen Diaspora ein Interesse haben.

Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, mahnte die Sicherheitsbehörden zur Wachsamkeit und zur Überprüfung ihrer Sicherheitsmaßnahmen. Er appelliere in der Zeitung "Die Welt" an die Behörden, "weiterhin wach zu bleiben und die getroffenen Sicherheitsmaßnahmen nochmals kritisch zu überprüfen".

Netanjahu hatte bereits nach den jüngsten Angriffen auf Juden und jüdische Einrichtungen in Frankreich zur Auswanderung nach Israel ermuntert. Nach den tödlichen Attacken auf ein Kulturzentrum und eine Synagoge am Wochenende in Kopenhagen erneuerte er diesen Appell.

Dagegen sagte auch Frankreichs Präsident François Hollande am Montag in Paris, die Juden hätten "ihren Platz in Europa und besonders in Frankreich". Ähnlich äußerte sich Regierungschef Manuel Valls. Er versicherte den französischen Juden die "Liebe" Frankreichs, die stärker sei als "Taten des Hasses".

Die dänische Ministerpräsidentin Helle Thorning-Schmidt sagte in Kopenhagen, dass die jüdische Gemeinde seit Jahrhunderten zu ihrem Land gehöre: "Wir wären nicht mehr dieselben ohne jüdische Gemeinde."

(AFP)
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