65. Geburtstag Joschka Fischer holt die Vergangenheit ein

Im engsten Freundes- und Familienkreis will Joschka Fischer an diesem Freitag seinen 65. Geburtstag feiern. Der Mann genießt sein Leben nach der Politik. Weltweit suchen Konzerne seine Ideen, Erfahrungen und Kontakte, machen den Ex-Außenminister als um die Welt jettenden Strategie- und Image-Berater zum Millionär.

Doch um das eigene Image des ehemaligen Vizekanzlers ist es zum Geburtstag nicht gut bestellt. Der "Stern" grub kürzlich neue Aussagen von Weggefährten aus Fischers undurchsichtigen Jahren in Frankfurt aus. 1976 soll er als Kopf der militanten "Putzgruppe" mitgemischt haben, als der Einsatz von Molotow-Cocktails beschlossen wurde.

Tags darauf ging ein Polizeiwagen mit einem jungen Beamten darin in Flammen auf. Jürgen Weber überlebte nur knapp. Er leidet bis heute und hält Fischer für den Rädelsführer: "Er hat mein Leben zerstört."

Als Bilder von Fischers Vergangenheit als Straßenkämpfer Anfang 2001 publik wurden und sich der grüne Außenminister im Bundestag verantworten sollte, konnte er sich nur daran erinnern, Steine "in die Luft" geworfen zu haben. SPD und Grüne feixten damals darüber, wie er die Vorwürfe ins Lächerliche zog.

Doch nun tauchen immer mehr Zitate auf, auch von ihm selbst — wie er damals von der "Lust am Schlagen" schwärmte und Stellung nahm mit: "Wir Militanten...".

Aus dem Hausbesetzer ist mehr als ein Hausbesitzer geworden: dicke Limousine, große Villa im Nobelviertel, für kritische Nachfragen unerreichbar. Als erster Grünen-Minister des Planeten wähnte er sich auf dem Weg in die Geschichtsbücher.

Dass er die Partei der Pazifisten in den ersten Krieg der Bundesrepublik führte, wird darin stehen. Auch die Verweigerung des Irak-Krieges mit den legendären Worten, nicht überzeugt ("not convinced") zu sein.

Gut möglich, dass nun auch noch Steine und Brandsätze mit in die Lebensgeschichte des Joschka Fischer fliegen.

(may-)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort