Politiker zieht sich als Geschäftsführer der Partei zurück Johannes Ponader — "ein Verbrannter weniger"

Berlin · Monatelang ging die Debatte um seine Person, jetzt kündigte Johannes Ponader seinen Rückzug als Piraten-Geschäftsführer an. Ein Mann, der mit dem Amt ein schweres Erbe antrat und zugleich von Beginn an für Querelen sorgte. "Ein Verbrannter weniger" im Vorstand, kommentierte der Chef der NRW-Piraten.

Der neue Vorstand der Piraten
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Die Piraten sagen von sich selbst, dass sie Politik von der Basis machen wollen — ohne hierarchische Strukturen, wie man sie von den etablierten Parteien kennt. Genau das hat immer wieder für Probleme beim Spitzenpersonal gesorgt, wenn sie sich mit inhaltlichen Themen zu weit aus dem Fenster lehnten, die von der Basis noch gar nicht endgütlig besprochen worden waren.

Das hatte auch der vormalige Parteichef Sebastian Nerz spüren müssen, der erst viel Kritik erntete und schließlich nach einem Jahr das Amt abgeben musste. Er ist nur ein Beispiel für das sich ständig drehende Personalkarussell bei den Piraten. Immer wieder warfen prominente Mitglieder wegen massiver Kritik an ihnen oder Überforderung das Handtuch. Und nun ist Johannes Ponader an der Reihe.

Sandalen und Spendenaktion

Denn inzwischen haben die Querelen um das Personal deutliche Auswirkungen auf die Umfrageergebnisse der Piraten. Inhaltlich werden sie kaum noch wahrgenommen. Ein Desaster angesichts der Tatsache, dass die doch noch junge Partei eigentlich im September in den Bundestag einziehen will. Und so wird nun dem Geschäftsführer Ponader eine erhebliche Mitschuld am Niedergang der Partei in den Umfragen gegeben.

Auch wenn Ponader ein schweres Erbe antrat angesichts der allgemeinen Beliebtheit seiner Vorgängerin Marina Weisband, die sich zurückzog, weil sie ausgebrannt war: Gründe für die Kritik an dem Geschäftsführer gibt es einige. Denn Johannes Ponader hatte in seiner Zeit im Amt nicht immer glücklich agiert — und das betraf weniger seine politische Arbeit als sein öffentliches Auftreten. So zog er insbesondere die Aufmerksamkeit auf sich, als er in einer Talkshow mit nackten Füßen in Sandalen auftrat. Doch dabei sollte es nicht bleiben.

Nur kurze Zeit später sorgte sein Lebensunterhalt für Schlagzeilen — und für Ärger in den Reihen der Piraten. Denn Schlömer hatte eine Zeit lang Hartz IV erhalten und dann öffentlichkeitswirksam darauf verzichtet. Er beließ es aber nicht dabei, sondern bat seine Parteimitglieder um Spenden. Schließlich arbeitet das Spitzenpersonal der Piraten ehrenamtlich.

Eine Droh-SMS und ein Umfrage-Desaster

Seit diesem Moment kam Ponader kaum mehr aus der Kritik heraus, auch wenn er einräumte, mit der Spendenaktion einen Fehler gemacht zu haben. Dazu beigetragen haben dürfte auch der Dauerstreit zwischen ihm und Parteichef Bernd Schlömer, auch wenn es dabei vor allem auch um die inhaltliche Ausrichtung in Bezug auf die Bundestagswahl ging.

Die Kritik hatte zwischenzeitlich so zugenommen, dass der Berliner Piraten-Abgeordnete Christopher Lauer sogar eine Droh-SMS an Ponader schickte und ihn zum Rücktritt aufforderte. Ponader aber blieb. Er selbst plädierte dafür, den gesamten Vorstand noch im Mai neu bestimmen zu lassen, was seine Partei aber nicht mitmachen wollte.

In der parteiinternen Umfrage aber bekam Ponader nun einmal mehr sein Fett weg. Mehr als 1000 Mal erhielt er darin die Note sechs und erntete Kommentare wie "verstrahlter Spinner" oder "völlig selbstverliebt". Auch da wollte Ponader noch an seinem Amt festhalten, doch zwei Tage später schließlich gab er nach.

Für den Chef der NRW-Piraten, Sven Sladek, aber ist der Rücktritt Ponaders nur der erste nötige Schritt. Der Nachrichtenagentur dpa sagte er: "Ich halte den gesamten Bundesvorstan insgesamt für verbrannt aufgrund der Streits, die dort abgelaufen sind." Und er fügte hinzu: "Durch den Rücktritt von Johannes Ponader ändert sich nur, dass ein Verbrannter weniger im Vorstand ist."

mit Agenturmaterial

(das)
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