Sauer scheut die Öffentlichkeit. Schon bei der Wahl Merkels zur Kanzlerin im Bundestag im November 2005 verzichtete er auf eine Teilnahme und schaute sich die Amtseinführung seiner Frau lieber im Fernsehen an. Stattdessen saßen bei Merkels großem Augenblick die Eltern und ihr Bruder auf der Besuchertribüne.

Nur selten machte der Wissenschaftler Ausnahmen von seinem Vorsatz, nicht ins Rampenlicht zu treten. So war er beim Besuch von US-Präsident George W. Bush in Stralsund im Sommer vergangenen Jahres zwar bei der offiziellen Begrüßung auf dem Marktplatz mit von der Partie, auf das Damenprogramm mit Laura Bush verzichtete er aber anschließend.

Für den EU-Jubiläumsgipfel machte Sauer vergangenes Wochenende noch eine Aufwärmübung. Er begleitete Merkel bei ihrem Besuch nach Polen, wo sie sich die Zustimmung von Präsident Lech Kaczynski für die Berliner Erklärung holte, die am Sonntag in Berlin zum 50. Geburtstag der EU unterzeichnet wurde.

Eine gemeinsame dienstliche Auslandsreise von Merkel und Sauer - das war zuvor erst drei Mal vorgekommen. Zum Neujahrskonzert in Wien, zu einem Besuch beim britischen Premierminister Tony Blair in London und zur Saisoneröffnung der Mailänder Scala reiste der Chemiker mit. Die Frau des britischen Premierministers Tony Blair, Cherie, begrüßte Sauer denn auch vertraut mit Küsschen beim Empfang in der Berliner Philharmonie am Samstagabend.

Ob er sich in der Gesellschaft der Damen wohl fühlte, darüber mag man rätseln, aber das Essen im Restaurant Parioli wird ihm gemundet haben. Am Buffet gab es Lachsfilet, Roastbeef, Poulardenbrust und Mohnkuchen zur Auswahl. Während die EU-Chefs nebenan sich die Köpfe über die Zukunft Europas heiß redeten, wurden ihnen von vier Berliner Spitzenköchen Flusskrebse, Mecklenburger Speckkartoffelsalat, geschmorter Rinderbraten und Rhabarberschlupferl serviert.