Von der Leyen löst Streit über Vatertag aus "Jetzt wollen sie uns auch noch das Biertrinken verbieten!"

Düsseldorf (RPO). Familienministerin Ursula von der Leyen fordert, am Vatertag auf Alkohol zu verzichten. Bei unseren Lesern hat der Vorschlag der CDU-Politikerin ein breites Echo ausgelöst. Viele fühlen sich gegängelt. "Jetzt wollen sie uns auch noch das Biertrinken verbieten", schimpft ein User in einem Kommentar.

Ursula von der Leyen will mit der deutschen Vatertagstradition aufräumen. Sie bezieht sich mit ihrer Kritik auf das Bild der gröhlenden Männerrunde, die am Vatertag mit dem Bollerwagen und dem Fässchen Bier durch die Gegend zieht. Das Klischee lässt sich durch Statistiken tatsächlich erhärten. Am Vatertag verzeichnen die Polizeiwachen oft mehr Schlägereien und Unfälle als an anderen Tagen — bedingt durch übermäßigen Alkoholkonsum.

Der Vatertag müsse neu erfunden werde, sagte von der Leyen der Bunten. Sie wünscht sich, dass deutsche Väter — ganz ähnlich wie in anderen europäischen Ländern — den Ehrentag mit der Familie verbringen. "Kerle, die ihre Kinder möglichst weit von sich haben wollen, das ist das Allerletzte", so die siebenfache Mutter. Trinkgelage finde sie schrecklich.

Die Art und Weise, in der die CDU-Politikerin ihre Forderungen vorträgt, stößt bei unseren Lesern jedoch auf massiven Widerspruch. Viele fühlen sich bevormundet und gegängelt. Dabei argumentieren die meisten durchaus differenziert. Dass Väter nicht betrunken vor den Augen ihrer Kinder herumtorkeln sollten, ist für sie eine Selbstverständlichkeit. Aber dass ihnen jemand vorschreiben will, wie sie ihr Familienleben gestalten und einen Feiertag verbringen sollen, ärgert sie.

Die typischen, besonders in Norddeutschland verbreiteten Vatertagsausflüge werden auf heidnische Flurbegehungen zurückgeführt. Seit dem Ende des 19. Jahrhunderts sind sie fast flächendeckend an Christi Himmelfahrt üblich.
Dem Internet-Lexikon Wikipedia sind weitere Details zur klassischen Begehung des Vatertages zu entnehmen. Kernelement ist demnach die "Einweihung" der Jüngeren in die Sitten und Unsitten von "Männlichkeit". Im Detail seien dies unter anderem gemeinsames Trinken, Rauchen der ersten Zigarre und Gespräche über Frauen, insbesondere mit Bezug auf das Rotlichtmilieu.

Wissenschaftler sehen die Tradition der Vatertagsbesäufnisse allerdings schon seit längerem auf dem Rückzug. Studien der Universität Bonn zufolge verbringen immer mehr Väter den Tag bereits so, wie Ursula von der Leyen sich das wünscht: Gesittet und im Kreis der Familie.

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