Widerspruchslösung gefordert SPD-Fraktionsvize Lauterbach begrüßt Spahns Vorstoß zur Organspende

Berlin · Bundesgesundheitsminister Jens Spahn plädiert in der Debatte um Organspenden für eine Widerspruchslösung. Um nicht Organspender zu sein, müssten Menschen aktiv widersprechen. SPD-Vize-Fraktionschef Karl Lauterbach begrüßt den Vorstoß.

 SPD-Fraktionsvize Karl Lauterbach (Archivfoto).

SPD-Fraktionsvize Karl Lauterbach (Archivfoto).

Foto: dpa

„Ich bin ein klarer Befürworter der Widerspruchslösung“, sagte Lauterbach unserer Redaktion. Es sei eine „Schande“, dass zurzeit so viele Menschen „unnötig leiden, weil keine Organe für sie vorhanden sind“.

Die niedrige Zahl an Organspendern in Deutschland sei eine „medizinische Tragödie“. Fast jeder Mensch sei im Krankheitsfall auch ein potenzieller Empfänger von Organen, argumentierte Lauterbach. Da sei es richtig, dass auch jeder Bürger ein möglicher Spender sei - es sei denn er widerspreche dem ausdrücklich.

Um die Zahl von Organspenden in Deutschland zu steigern, hatte sich Bundesgesundheitsminister Jens Spahn für eine Widerspruchslösung ausgesprochen. „Nur so kann die Organspende zum Normalfall werden“, sagte der CDU-Politiker der „Bild“-Zeitung.

Widerspruchslösung bedeutet, dass jeder automatisch als Organspender gilt - außer man selbst oder Angehörige widersprechen. Bisher sind Entnahmen in Deutschland nur möglich, wenn jemand ausdrücklich zustimmt.

Eine solche Neuregelung stelle zwar einen Eingriff des Staates in die Freiheit des Einzelnen dar, sagte Spahn. Doch seien alle bisherigen Versuche der Politik, die Zahl der Organspender zu steigern, leider ohne Erfolg geblieben. „Deshalb brauchen wir eine breite gesellschaftliche Debatte über die Widerspruchslösung“, sagte er. Einen Gesetzentwurf werde er dazu nicht in den Bundestag einbringen, kündigte Spahn an und sprach sich zunächst für eine Diskussion zu dem Thema im Bundestag aus.

Zur Steigerung der Spenderzahlen hatte Spahn bereits angekündigt, dass Transplantationsbeauftragte in Krankenhäusern mehr Zeit für diese Aufgabe bekommen und die Vergütung der Einrichtungen für den ganzen Prozess einer Organspende verbessert werden sollen.

Die Zahl der Organspender hatte nach Angaben der Deutschen Stiftung Organtransplantation im vergangenen Jahr mit 797 einen Tiefpunkt erreicht. Im ersten Halbjahr 2018 gab es eine Zunahme. Ende August hatte Spahn gesagt, dass 10.000 Menschen in Deutschland auf ein Spendeorgan warten.

(qua/mba/dpa)
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