CDU-Politiker Jens Spahn möchte gern Kinder adoptieren

Berlin/Ahaus · Der homosexuelle CDU-Politiker Jens Spahn würde gemeinsam mit seinem Lebensgefährten gern Kinder adoptieren. Er bedauert, dass seine Partei eingetragene Lebensgemeinschaften nicht mit der Ehe gleichstellen will.

 Jens Spahn (Archivbild).

Jens Spahn (Archivbild).

Foto: dpa, nie jai pil

"Ich denke, wir wären ihnen gute, verantwortungsvolle Eltern", sagte der 36-Jährige der "Bild am Sonntag". "Aber leider ist meine eigene Partei da auf eine falsche Art konservativ", ergänzte Spahn, der aus dem münsterländischen Ahaus stammt und Mitglied des CDU-Präsidiums ist.

Er warb in dem Interview auch für die Ehe für alle. "Dass zwei Menschen in der Ehe verbindlich füreinander einstehen, ist ein Grundwert der Union. Solche Werte bieten Orientierung. Und die müssen wir wieder offensiver vertreten", sagte Spahn. Seit 2001 gibt es zwar die eingetragene Lebenspartnerschaft für Homosexuelle in Deutschland. Diese ist aber nicht völlig mit der Ehe gleichgestellt - etwa beim Adoptionsrecht.

Spahn kam 2002 als jüngster direkt gewählter Abgeordneter in den Bundestag. Seit Juni 2005 ist er Parlamentarischer Staatssekretär im Finanzministerium. Spahn gilt inzwischen als CDU-Hoffnungsträger.

Auch die SPD fordert vor dem Koalitionsgipfel am Dienstag die Einführung der "Ehe für alle". "CDU und CSU sollten endlich über ihren Schatten springen und die 'Ehe für alle' nicht weiter blockieren", sagte SPD-Fraktionschef Thomas Oppermann am Sonntag dem "Spiegel". Deshalb werde seine Partei das Thema auf die Tagesordnung für den Koalitionsausschuss setzen. Unterstützung erhielt er dafür von Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig (SPD) und den Grünen.
Sie kritisierten allerdings, dass die Sozialdemokraten das Thema bislang verschleppt hätten.

"Derzeit sprechen alle davon, dass es gilt, unsere Werte zu verteidigen. Das darf aber nicht nur in Sonntagsreden passieren, sondern muss konkrete Politik sein", so Oppermann. "Zu diesen Werten gehört neben dem Schutz von Ehe und Familie auch die Gleichberechtigung von anderen Formen des Zusammenlebens."

"In vielen Ländern können bereits alle Menschen unabhängig von ihrer sexuellen Orientierung heiraten. Gerade ist mit Finnland ein weiteres Land hinzugekommen", so Oppermann. "Deutschland sollte dahinter nicht zurückstehen." Auch das sei "eine Frage der Gerechtigkeit", sagte der SPD-Politiker.

Schwesig begrüßte den Vorstoß. Die "Ehe für alle" sei ein wichtiger gesellschaftlicher Fortschritt. "Politik darf Familien nicht einengen und vorschreiben, wie sie zusammen leben. Moderne Familienpolitik muss auch gleichgeschlechtliche Lebenspartnerschaften unterstützen."

Kritik an Merkel

Der Beauftragte der SPD-Bundestagsfraktion für Lesben und Schwule, Johannes Kahrs, erklärte, Bundeskanzlerin Angela Merkel blockiere seit 2005 die Gleichstellung von Lesben und Schwulen. "Diese Diskriminierung eines Teil der deutschen Bevölkerung durch die deutsche Bundeskanzlerin ist peinlich und ätzend. Entweder Merkel und ihre Union bewegen sich oder es werden sich Mehrheiten jenseits der CDU/CSU finden."

Zustimmung kam auch von den Grünen: Der Bundestagsabgeordnete Volker Beck erklärte, die bisherige Blockadehaltung der Union habe keine politische Legitimität mehr. Die Fraktionsvorsitzende Katrin Göring-Eckardt kritisierte, SPD und Union hätten lange auf Zeit gespielt und das Thema nicht voran gebracht. Jetzt müssten die Sozialdemokraten zeigen, ob sie es ernst meinten.

Zuletzt hatte sich auch SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz für das Thema "Ehe für alle" stark gemacht. Schulz wird als designierter Parteichef auch - zum ersten Mal - am Koalitionsausschuss teilnehmen.

Oppermann kündigte darüber hinaus an, seine Partei wolle weitere Schritte gegen die Diskriminierung von Homosexuellen unternehmen: "Deswegen wird sich die SPD im Koalitionsausschuss dafür stark machen, dass Homosexuelle, die nach dem früheren Paragraphen 175 bestraft wurden, rehabilitiert werden."

(felt/jco/dpa/KNA)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort