Jahrestagung des Beamtenbunds Beamtenbund mit Nachwuchssorgen

Köln · Horst Seehofer witzelt über das Alter – und trifft damit bei der dbb-Jahrestagung einen heiklen Punkt.

 Innenminister  Horst Seehofer  beim Treffen des  Beamtenbunds  in Köln.

Innenminister Horst Seehofer beim Treffen des Beamtenbunds in Köln.

Foto: dpa/Henning Kaiser

Bundesinnenminister Horst Seehofer kann noch Scherze machen über sein Alter. „In meinem Alter, das werden Sie alle noch erleben, müssen Sie täglich nach dem Aufstehen prüfen, ob Sie noch im Amt sind“, sagt der CSU-Politiker – und so gut wie jedem der Zuhörer in der Kölner Messe ist klar, wem diese Äußerung gilt. Am Wochenende hatte Seehofers Erzrivale in der CSU, Markus Söder, eine Debatte über eine Verjüngung des Bundeskabinetts losgetreten. Zwar nannte Söder keine Namen. Mit 70 Jahren ist der Bundesinnenminister aber der Senior im Kabinett.

Mit seiner launigen Bemerkung ist Seehofer auch schon mittendrin im Thema der Jahrestagung des Deutschen Beamtenbundes (dbb): Überalterung. Kaum eine Berufsgruppe trifft der demographische Wandel so schnell wie die Beamten. Schon jetzt sind knapp drei Viertel der Beamtenschaft älter als 35 Jahre – nach der Landwirtschaft ist der öffentliche Dienst die Branche mit den zweitältesten Beschäftigten. Die Zahl der offenen Stellen liegt bundesweit bei 300.000. Dbb-Chef Ulrich Silberbach bezeichnete den öffentlichen Dienst angesichts der wachsenden Personalnot gar als „Sanierungsfall“ und forderte massive Investitionen. Allein in der Finanzverwaltung werden in den nächsten fünf Jahren 30 bis 35 Prozent der Beamten in Pension gehen. Doch im Wettbewerb mit der Privatwirtschaft um Nachwuchskräfte zieht der öffentliche Dienst häufig den Kürzeren, weil die Gehälter niedriger sind.

So wundert es nicht, dass die Gewerkschaft der Beamten in Köln alles daran setzt, für junge Leute attraktiver zu werden. Eine regelrechte Charmeoffensive startet der dbb daher auf der diesjährigen Jahrestagung. Auf dem Podium sitzen auffällig viele Vertreter der jungen Generation: der mit 35 Jahren jüngste Oberbürgermeister Deutschlands, Martin W. W. Horn, der 18-jährige Quang Anh Paasch, einer der sechs Pressesprecher der Friday‘s-for-Future-Bewegung, und der Juso-Vorsitzende Kevin Kühnert. Der kennt Nachwuchsprobleme aus eigener Erfahrung: „In den Parteien haben wir ähnliche Probleme wie in der Verwaltung“. Er schlägt vor, die Digitalisierung voranzutreiben, um den öffentlichen Dienst für die junge Generation attraktiver zu machen. Ähnlich äußert sich wenig später NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) und verspricht sogleich, in drei bis vier Jahren die elektronische Akte in NRW flächendeckend eingeführt zu haben.

Silberbach meint, dass junge Leute gern auf 200 Euro im Monat verzichten, wenn sie nur eine sinnstiftende Tätigkeit verrichten könnten – angesichts des großen Einsatzes der Jugend für das Klima. Gefragt, ob er sich später einen Job im öffentlichen Dienst vorstellen kann, äußert sich Friday’s-for-Future-Aktivist Paasch jedoch verhalten. „Grundsätzlich ja“, sagt er. Und wechselt dann schnell wieder zu seinem Lieblingsthema, dem Klimawandel.

(kib)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort