Jahrestag der Pogromnacht Stark wachsendes Interesse an den NS-Gedenkstätten

Berlin · Immer mehr Menschen besuchen die NS-Gedenkstätten. Besuchergruppen müssen zum Teil mit langen Wartezeiten rechnen. Eine Erklärung könnte sein, dass sich viele Menschen selbst ein Bild machen wollen.

 Eingangstor zum ehemaligen Konzentrationslager Dachau (Archiv).

Eingangstor zum ehemaligen Konzentrationslager Dachau (Archiv).

Foto: ap

Zum Jahrestag der Pogromnacht vom 9. November 1938 verzeichnen die NS-Gedenkstätten ein deutlich steigendes Interesse. Das ergab eine Umfrage unserer Redaktion. So verdoppelte sich die Zahl der Besucher der KZ-Gedenkstätte Auschwitz in den zurückliegenden zehn Jahren von 989.000 auf über zwei Millionen, darunter stieg die Zahl der Besucher aus Deutschland von 50.200 auf 92.000.

Deutliche Zuwächse verzeichnete auch die KZ-Gedenkstätte in Dachau von rund 800.000 auf eine Million Besucher. Für Besuchergruppen gebe es bei den niedersächsischen Gedenkstätten nach Angaben der Landesstiftung Wartezeiten von bis zu einem Jahr. "Der Zustrom von Gruppen und Schulklassen ist enorm", berichtete Stiftungssprecher Jens Binner.

Auch in NRW wurde der bisherige Spitzenwert von 278.000 Personen im Jahr 2015 in den 26 NS-Gedenkstätten und -Erinnerungsorten inzwischen mit 330.000 Besuchern deutlich überschritten. Die schwindende Zahl von Zeitzeugen lässt offenkundig das Bedürfnis wachsen, sich ein eigenes Bild an den Originalschauplätzen zu machen. "Die Authentizität an den Erinnerungsorten ermöglicht einen größeren Wahrheitszugriff", erläutert der Leipziger Professor für Geschichtsdidaktik, Alfons Kenkmann.

Die von der AfD erhobene Forderung nach einer "erinnerungspolitischen Wende" spiegelt sich somit im Interesse des Publikums nicht wider. Am Ort der Information innerhalb des Holocaust-Mahnmals in Berlin liegt die Nachfrage an vielen Tagen nahe an der Kapazitätsgrenze von 2500 Besuchern täglich.

(may-)
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