Keine Hinweise auf Mutation Isolation und Quarantäne bei Affenpocken - RKI arbeitet an Empfehlung
Genf/Berlin · Um den Ausbruch der Affenpocken einzudämmen, könnten Isolation und Quarantäne notwendig werden. Auch eine Impfempfehlung könnte es geben. Wo Impfstoffe herkommen könnten, wird derzeit geprüft, Ideen gibt es aber schon.
Nach dem Auftreten erster Fälle von Affenpocken in Deutschland werden nach Angaben von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach weitere Eindämmungsmaßnahmen vorbereitet. Mit dem Robert Koch-Institut (RKI) würden aktuell Empfehlungen zu Isolation und Quarantäne erarbeitet, sagte der SPD-Politiker am Montag am Rande der Weltgesundheitsversammlung in Genf. Er gehe davon aus, dass sie bereits an diesem Dienstag vorgelegt werden könnten.
Zudem werde darüber nachgedacht, „ob wir vielleicht Impfempfehlungen aussprechen müssen für besonders gefährdete Personen“, erläuterte der Minister. Dies sei noch nicht geklärt. Dazu gehöre auch zu prüfen, ob eventuell Impfstoffe beschafft werden müssten, und wenn ja wo. Er habe schon Kontakt mit einem Hersteller aufgenommen, der Impfstoffe spezifisch für die Affenpocken herstellt. Lauterbach betonte, dass eine Impfung der allgemeinen Bevölkerung hier nicht im Gespräch sei.
Er sprach sich für eine entschiedene internationale Eindämmung aus. Der weltweite Ausbruch sei so ungewöhnlich, dass man sich Sorgen machen müsse, ob er so ablaufe wie frühere Affenpocken-Ausbrüche. Es sei eher damit zu rechnen, dass sich Art und Weise der Verbreitung geändert haben könnten, „so dass wir jetzt schnell und hart reagieren müssen, um einen globalen Ausbruch wieder einzudämmen“.
Am Dienstagmittag wollen Lauterbach, RKI-Präsident Lothar Wieler und der Präsident der Bundesärztekammer, Klaus Reinhardt, bei einer Pressekonferenz am Rande des 126. Deutschen Ärztetages in Bremen über den Affenpocken-Ausbruch informieren. Unterdessen meldeten mit Sachsen-Anhalt und Baden-Württemberg zwei weitere Bundesländer Nachweise der Infektion. Zuvor waren bereits Fälle in Berlin und Bayern bekannt. Proben zahlreicher weiterer Menschen werden analysiert, zudem suchen Behörden nach Kontaktpersonen nachweislich Infizierter.
Der Weltgesundheitsorganisation (WHO) liegen keine Hinweise vor, dass der Erreger der Affenpocken mutiert ist. Die Leiterin des für Pocken zuständigen Sekretariats bei der UN-Organisation, Rosamund Lewis, sagte am Montag, dieses Virus neige weniger zu Mutationen. Ihre Kollegin Maria van Kerkhove erklärte, die bekannten Fälle in Europa und Nordamerika wiesen keine schweren Verläufe auf. „Das ist eine beherrschbare Situation.“
Lauterbach erläuterte, dass sich nach bisherigen Erkenntnissen in erster Linie Männer infizierten, die sexuelle Kontakte mit Männern gehabt hätten. Es gelte, die Risikogruppen nun ehrlich anzusprechen. Das sei zu ihrem Schutze und dürfe nicht falsch als Stigmatisierung verstanden werden. Der Minister appellierte an alle diejenigen, die anonymen Sex mit Männern gehabt haben, auf Hautveränderungen und Fieber zu achten und sich im Falle eines Verdachtes sehr schnell in medizinische Behandlung zu begeben.
Ein Berater der Weltgesundheitsorganisation hat den Ausbruch der seltenen Krankheit Affenpocken mit Geschlechtsverkehr bei Raves in Europa in Verbindung gebracht. Als wahrscheinlichste Hypothese gelte, dass bei zwei Veranstaltungen in Spanien und Belgien homosexuelle und bisexuelle Männer durch sexuellen Kontakt das Affenpocken-Virus weitergegeben hätten, sagte David Heymann der Nachrichtenagentur AP in einem Interview.
Es ist unüblich, dass sich das Virus über Grenzen hinweg ausbreitet. Derzeit hat die Weltgesundheitsorganisation mehr als 90 Fälle registriert - unter anderem in Großbritannien, Spanien, Israel, Frankreich, der Schweiz, den USA und Australien. Die WHO vermutet, dass sich die Affenpocken seit einiger Zeit unbemerkt ausgebreitet haben. Der WHO-Europa-Direktor hat gewarnt, dass sich die Krankheit bei Partys im Sommer in Europa schneller ausbreiten könnte.