Wegen Milli Görüs Islamrat von der Deutschen Islamkonferenz ausgeschlossen

Berlin/Köln (RPO). Der Islamrat für die Bundesrepublik wird der Deutschen Islamkonferenz nicht mehr angehören. Der Islamrats-Vorsitzende Ali Kizilkaya sagte, das Bundesinnenministerium habe seiner Organisation nur noch eine ruhende Mitgliedschaft angeboten. Dies habe er aber abgelehnt. Der Islamrat wolle nur dann Mitglied der Islamkonferenz sein, wenn er an den Beratungen auch aktiv teilnehmen könne.

Ergebnisse der Integrationsstudie 2009
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Kizilkaya kritisierte am Mittwoch gegenüber der Nachrichtenagentur ddp in Köln, es handele sich um den "faktischen Ausschluss" einer muslimischen Organisation, die hunderte von Moschee-Gemeinden vertrete, durch das Bundesinnenministerium. Als Grund für das Vorgehen habe das Ministerium die staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen gegen die Islamische Gemeinschaft Milli Görüs (IGMG) genannt, die dem Islamrat angehört.

Kizilkaya fügte hinzu, in einem Rechtsstaat müsse aber die Unschuldsvermutung gelten, solange ein Verfahren nicht abgeschlossen ist. Deshalb sei das Verhalten des Bundesinnenministeriums "nicht akzeptabel".

Akgün: Islamkonferenz braucht neue Leute

Personelle Veränderungen in der Deutschen Islamkonferenz (DIK) hält die frühere SPD-Bundestagsabgeordnete Lale Akgün für sinnvoll. Die Erfahrung der vergangenen Jahre habe gezeigt, "dass die Islamkonferenz eine Plauderstunde war", sagte sie am Mittwoch dem Kölner domradio. Die inhaltliche Arbeit sei zu kurz gekommen.

Akgün sprach sich dafür aus, das Gremium stärker praktisch auszurichten, um etwa Fragen des islamischen Religionsunterrichts oder der Imamausbildung konkret anzugehen. Das Bundesinnenministerium hatte in dieser Woche mitgeteilt, man plane eine "strukturelle Neuausrichtung" der DIK.

Sie fände es nicht schlimm, wenn einzelne Personen ausgeladen werden, betonte die SPD-Politikerin, denn deren Positionen seien hinlänglich bekannt. Nun brauche man konstruktive Diskussionen. Damit unterstützte Akgün indirekt die mögliche Streichung scharfer Islamkritiker wie der Rechtsanwältin Seyran Ates und der Soziologin Necla Kelek von der DIK-Teilnehmerliste. Sie gehe aber nicht davon aus, dass liberale Muslime künftig nicht mehr in der Islamkonferenz vertreten seien, so Akgün.

(KNA/DDP/felt)
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