Auschwitz Internationales Gedenken an das Grauen

Berlin (rpo). Seit 14 Uhr erinnern heute in Polen mehr als 40 Staats- und Regierungschefs an die Befreiung der Juden aus Auschwitz vor 60 Jahren. Deutschland wird durch Bundespräsident Horst Köhler vertreten. Am 27. Januar 1945 hatten Soldaten der Roten Armee das Konzentrationslager befreit. Seit Jahrzehnten wird an diesem Tag weltweit der NS-Opfer gedacht.

Polen und die Welt begehen den 60. Jahrestag
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Foto: (alle) AP

In dem Vernichtungslager bei Krakau ermordeten die Nazis fast anderthalb Millionen Menschen, die meisten davon Juden. Bei den Gedenkfeierlichkeiten auf dem Gelände des ehemaligen Lagers werden auch Auschwitz-Überlebende und ehemalige Soldaten der Roten Armee zu Wort kommen.

Während der offiziellen Zeremonie sprechen neben dem polnischen Staatspräsidenten Aleksander Kwasniewski sein israelischer Kollege Mosche Katzav und der russische Präsident Wladimir Putin. An den Feierlichkeiten nehmen auch der französische Präsident Jacques Chirac, als amerikanischer Regierungsvertreter US-Vizepräsident Dick Cheney sowie der Präsident der EU-Kommission, Manuel Barroso, teil. Als Vertreter des Vatikans will Kardinal Jean-Marie Lustiger eine Botschaft des Papstes verlesen.

In einer Rede vor der Knesset zum Jahrestag der Befreiung von Auschwitz beklagte der israelische Ministerpräsident Ariel Scharon die Untätigkeit der Weltgemeinschaft zur Zeit des Holocausts. Als die Nazis 1944 mit der Massendeportation ungarischer Juden nach Auschwitz begannen, hätten die Alliierten die Schienenwege in das Todeslager nicht bombardiert, sagte Scharon. Innerhalb einiger Wochen seien in Auschwitz mehr als 600.000 Juden aus Ungarn ermordet worden.

"Die traurige und schreckliche Schlussfolgerung ist, dass es keinen gekümmert hat, dass Juden ermordet wurden", sagte Scharon. Die Juden hätten daraus gelernt, dass sie sich nur auf sich selbst verlassen könnten.

Der Vorsitzende des Jüdischen Weltkongresses, Israel Singer, betonte die Notwendigkeit, dass auch Holocaust-Überlebende ihre Erinnerungen weitergeben. Die Teilnahme an den Gedenkfeiern in Auschwitz sei eine Chance, "den nächsten Generationen einen authentischen Einblick zu geben, was die Opfer durchgemacht haben", sagte Singer der "Bild"-Zeitung. Der Vorsitzende des Zentralrates der Roma und Sinti, Romani Rose, verwies darauf, dass auch rund 500.000 Vertreter seiner Minderheit von den Nazis "wegen ihrer bloßen Existenz" umgebracht worden seien. Allein in Auschwitz wurden rund 20.000 Sinti und Roma ermordet.

Köhler redet auf Forum vor Jugendlichen

Vor der Gedenkfeier war eine Begegnung zwischen Jung und Alt vorgesehen. "Let my people live" heißt das Forum, in dem junge Menschen aus aller Welt mit Auschwitz-Opfern und Zeitzeugen zusammentrafen. Für die Organisatoren ist diese Veranstaltung von besonderer Wichtigkeit, weil sie zeige, dass die Erinnerung an den Völkermord in Auschwitz und in anderen Konzentrationslagern wach gehalten werde.

Bei den offiziellen Feierlichkeiten am Nachmittag werden auch zwei ehemalige Häftlinge zu Wort kommen. Stellvertretend für die in Auschwitz ermordeten Roma und Sinti wird Rose eine Ansprache halten. Im Anschluss an weitere offizielle Ansprachen finden gemeinsame Gebete statt.

(ap)
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