Zum Internationalen Frauentag Steinmeier ruft zu Engagement für mehr Gleichberechtigung auf

Berlin · Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat zum Internationalen Frauentag die Gesellschaft dazu aufgerufen, weiter beharrlich für Gleichberechtigung zu kämpfen. Und er rät Männern, hin und wieder die Perspektive der Frauen einzunehmen.

 Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier gibt im Schloss Bellevue einen Empfang für den Deutschen Frauenrat zum Internationalen Frauentag 2020.

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier gibt im Schloss Bellevue einen Empfang für den Deutschen Frauenrat zum Internationalen Frauentag 2020.

Foto: dpa/Wolfgang Kumm

„Mehr als 70 Jahre nach der Verabschiedung des Grundgesetzes ist der große Auftrag der Gleichberechtigung noch lange nicht erfüllt“, sagte Steinmeier am Freitag bei einem Empfang für den Deutschen Frauenrat im Schloss Bellevue in Berlin. Zugleich betonte er, Frauenrechte seien nicht die Sache allein von Frauen. „Sie sind unsere gemeinsame Sache, die Sache von Demokratinnen und Demokraten.“ Steinmeier riet Männern, ab und zu die Perspektive der Frauen einzunehmen.

Der Internationale Frauentag am 8. März hat seine Wurzeln in der Arbeiterinnenbewegegung des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts.

Der Bundespräsident kritisierte: „Noch immer werden Frauen bei der Besetzung von Führungspositionen übergangen. Noch immer halten sie deutlich weniger Reden im Parlament. Noch immer ist es für viele schwierig, Beruf und Familie zu vereinbaren.“ Dazu kämen neue Probleme wie die Benachteiligung in der digitalen Arbeitswelt.

In einer Debatte im Bundestag sagte auch Familienministerin Franziska Giffey: „Gleichstellung ist kein Naturgesetz.“ Die SPD-Politikerin wies dabei auch auf den niedrigen Frauenanteil im Bundestag hin. Mit 31 Prozent der Abgeordneten sei der Anteil im Vergleich zur letzten Legislaturperiode sogar gesunken. Giffey forderte 50 Prozent.

Zugleich warb sie für ihre Pläne zur Einführung einer Frauenquote in den Vorstandsetagen großer Unternehmen. Giffey will erreichen, dass dort mindestens eine Frau sitzt. Das soll für Aktiengesellschaften mit mehr als 2000 Mitarbeitern und mindestens vier Vorstandsmitgliedern gelten.

Steinmeier sagte, zu sehen sei heute auch, dass die Errungenschaften der Frauenbewegung jederzeit wieder rückgängig gemacht werden könnten. „Wir erleben eine weltweite Faszination für Autoritäres, eine Sehnsucht nach "starken Männern", einen Rückfall in alte Rollenmuster. Wir erleben, wie Politiker, die mit ihrem Sexismus prahlen, in höchste Ämter gewählt werden; wie auch bei uns in Deutschland der Frauenanteil in Parlamenten sinkt; wie auch im Internet Frauenhass und antifeministische Hetze um sich greifen.“

Es dürfe nicht zugelassen werden, dass sich Frauen aus dem öffentlichen Leben zurückzögen oder sich gar nicht erst hineinwagten, weil sie belästigt, beschimpft, bedroht oder angegriffen würden. Es sei die Aufgabe von Politik, Polizei und Justiz, Frauen zu schützen. „Und es ist zugleich unsere gemeinsame Aufgabe: Wir alle, Frauen und Männer, dürfen nicht wegschauen oder weghören, wir müssen laut und deutlich widersprechen, wann und wo auch immer Sexismus und Gewalt gegen Frauen sich im Alltag breit macht“, mahnte Steinmeier.

(felt/dpa)
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