Steigende Infektionszahlen Intensivmediziner befürworten weitere Maßnahmen zur Corona-Eindämmung

Berlin · Die Erfahrung überlasteter Intensivstationen während der Corona-Pandemie steckt den Intensivmedizinern noch in den Knochen. Die aktuell steigenden Infektionszahlen betrachten sie „mit Sorge“. Und auch die Debatte über die 2G-Regel, die Zutritt zu bestimmten Einrichtungen nur für Geimpfte und Genesene vorsieht, geht weiter.

 Angesichts der steigenden Infektionszahlen zeigen sich die Intensivmediziner besorgt und befürworten weitere Corona-Maßnahmen zur Eindämmung des Virus.

Angesichts der steigenden Infektionszahlen zeigen sich die Intensivmediziner besorgt und befürworten weitere Corona-Maßnahmen zur Eindämmung des Virus.

Foto: dpa/Ole Spata

Die Corona-Infektionszahlen steigen weiter und auch die Todeszahlen im Zusammenhang mit Covid-19 nehmen langsam, aber merklich wieder zu. Angesichts dieser Lage haben sich die Intensivmediziner besorgt gezeigt und weitere Corona-Maßnahmen zur Eindämmung befürwortet. „Wir als Intensivmediziner begrüßen Maßnahmen, die die Coronavirus-Verbreitung weiter eindämmt. Wir werben dafür, sich impfen zu lassen und die grundlegenden Hygieneregeln einzuhalten“, sagte Gernot Marx, Präsident der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI), unserer Redaktion. Die steigende Sieben-Tage-Inzidenz betrachte er „mit Sorge“.

Zwar seien die Intensivstationen noch nicht überlastet seien, die Arbeit sei „zu bewältigen“, so Marx. Zugleich aber wies er darauf hin, dass die steigenden Infektionszahlen in unmittelbaren Zusammenhang mit der Belastung der Intensivstationen stünden. Gerade in der Gruppe der 35- bis 60-Jähren sei zu beobachten, „dass der Inzidenzwert linear gekoppelt ist an die spätere Intensivbelegung dieser Altersgruppe – die dann in etwas elf Tage später eintritt“.

Die mahnenden Worte der Intensivmediziner kommen inmitten einer Diskussion über die sogenannte 2G-Regel sowie eine Einführung der 3G-Regel in Fernzügen. Diese Vorgaben sehen vor, dass Zugänge zu bestimmten Einrichtungen nur für Geimpfte und Genesene (2G) oder für Geimpfte, Genesene und negativ Getestete (3G) möglich sind.

Sachsens Gesundheitsministerin Petra Köpping (SPD) schloss eine Einführung der 2G-Regel nicht aus. Mit der neuen Corona-Schutz-Verordnung habe die sächsische Landesregierung den Fokus auf die Auslastung der Krankenhäuser gelegt. Die Verordnung sei bis zum 22. September gültig. „Inwiefern dann weitere Anpassungen und gegebenenfalls die Einführung einer 2G-Regel angezeigt sind, werden wir spätestens ab Mitte September diskutieren“, sagte Köpping unserer Redaktion. Ähnlich hatte sich zuvor Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) geäußert. Er könnte die 2G-Regel „nicht ausschließen“, weil für Herbst und Winter die Infektionslage noch nicht überblickbar sei. „Ab einem bestimmten Punkt wäre 2G für sehr viele Bereiche denkbar“, sagte Weil.

Die Hausärzte sprachen sich für eine frühzeitige Reaktion aus. „Die Politik sollte rechtzeitig und wohlerwogen eingreifen. Was wir nicht wieder gebrauchen können, sind Maßnahmen, die zwar nach viel klingen, aber nicht viel bewirken oder Maßnahmen, die viel einschränken, aber die Risikogruppen nicht schützen – Evaluation ist hier ein wichtiges Stichwort“, sagte Ingrid Dänschel, Mitglied im Bundesvorstand des Deutschen Hausärzteverbandes, unserer Redaktion. Die Hausärzte selbst würden auf den erkrankten Menschen schauen und „weniger auf die Zahlen, die täglich neu verkündet werden“, sagte Dänschel.

Bundeskanzlerin Angela Merkel hält eine 3G-Regel in Fernzügen für eine „mögliche und sinnvolle Maßnahme“, wie Regierungssprecher Steffen Seibert am Montag in Berlin sagte. Mehrere Ministerien hingegen hatten Bedenken daran angemeldet. Eine Durchsetzung wäre „praktisch nicht durchführbar“, heißt es in einem Papier des Verkehrs-, Gesundheits- sowie Innenministeriums, aus dem die Deutsche Presse-Agentur zitierte.

(jw)
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