Terror-Video Innenministerium nimmt Drohungen ernst

Berlin (RPO). Das im Internet aufgetauchte Drohvideo der Islamischen Jihad Union beschäftigt derzeit die deutschen Sicherheitsbehörden. Diese nehmen die mehrsprachige Botschaft durchaus ernst.

 Erneut ist ein islamistisches Terror-Video aufgetaucht. Das

Erneut ist ein islamistisches Terror-Video aufgetaucht. Das

Foto: IntelCenter, AFP

Neben einem türkischen, russischen, aserbaidschanischen und kurdischen Teil enthalte das Video auch eine etwa dreiminütige deutsche Erklärung. Darin werde primär der Gaza-Konflikt thematisiert, erklärte das Innenministerium am Mittwoch.

Die von der Medienstelle der Islamischen Jihad Union "Badr at-Tawheed" ins Internet eingestellte Botschaft fügt sich laut Ministerium in die Einschätzung der Sicherheitsbehörden ein, "welche eine neue Qualität der Bedrohung für Deutschland feststellen".

Wie bereits bei jüngsten Veröffentlichungen der Islamischen Bewegung Usbekistans und der Al-Qaida Medienstelle As-Sahab werde in diesem Video eine deutschsprachige Person eingesetzt.

Nach Informationen der ARD drohen Vermummte dem Terrorvideo mit Anschlägen. Einer der Jihadisten droht den Angaben nach mit Bezug auf vermutlich Afghanistan und Gaza: "In diesem Jahr haben wir ein paar Überraschungspakete an die Besatzungsmächte vorbereitet. Denn der Verbündete der Besatzungsmächte muss immer mit unseren Angriffen rechnen."

Die Vermummten wendeten sich dabei auch ganz konkret an die deutsche Bundesregierung: "Seit über zehn Tagen schaut die Welt zu, wie im Gazastreifen (...) die Muslime massakriert, ermordet werden (...) Wo ist die USA? Wo bleibt Frau Merkel und ihr Kabinett?"

Vor zwei Wochen war im Internet bereits ein etwa 30-minütiges Drohvideo aufgetaucht. In der angeblichen Al-Qaida-Botschaft kündigte ein vermummter Mann in deutscher Sprache an, Deutschland werde als drittgrößter Truppensteller in Afghanistan nicht ungeschoren davonkommen.

Auch Polizeigewerkschaft sieht große Gefahr

Die Gewerkschaft der Polizei sieht Deutschland angesichts der jüngsten Terrorvideos in großer Gefahr. Die Zahl der Anschläge auf Polizisten und Soldaten in Afghanistan nehme zu, sagte der Gewerkschaftsvorsitzende Konrad Freiberg dem "Hamburger Abendblatt" (Donnerstagausgabe) laut Vorabmeldung. "Sie haben das Ziel, Einfluss auf die deutsche Politik zu nehmen und Angst zu verbreiten", sagte Freiberg im Hinblick auf die Drohvideos von Extremisten.

Die Islamische Dschihad-Union (IJU) ist eine bedeutende Anlaufstelle für muslimische Extremisten aus Deutschland. Die Organisation mit engen Beziehungen zum Terrornetzwerk El Kaida stammt ursprünglich aus Usbekistan und operiert heute aus dem afghanisch-pakistanischen Grenzgebiet heraus. Unter anderen sollen die mutmaßliche Terrorzelle im Sauerland und der als Terrorverdächtiger gesuchte deutsche Konvertit Eric Breininger Verbindungen zur IJU haben.

Die Islamische Dschihad-Union ist eine Splittergruppe der extremistischen Islamischen Bewegung von Usbekistan (IBU), die den Sturz des dortigen Präsidenten verfolgt. Erst im Frühjahr 2004 wurde die IJU durch eine Reihe von Selbstmordattentaten in Usbekistan bekannt, bei denen dutzende Menschen ums Leben kamen. Nach Angaben des US-Außenministeriums bestehen enge Verbindungen zwischen der Gruppe und El-Kaida-Gründer Osama bin Laden sowie Taliban-Führer Mullah Omar. Die USA setzten die IJU 2005 auf ihre Liste der Terrororganisationen.

Mehrere Islamisten aus Deutschland sollen in den Lagern der Organisation im afghanisch-pakistanischen Grenzgebiet ausgebildet worden sein. Anfang März 2008 soll der türkischstämmige Islamist Cüneyt C. aus Bayern im Auftrag der IJU einen Selbstmordanschlag in Afghanistan verübt haben. Auch die drei Männer, die im September 2007 im Sauerland festgenommen wurden, waren laut Generalbundesanwaltschaft IJU-Mitglieder. Sie sollen Anschläge auf US-Einrichtungen in Deutschland geplant haben.

(DDP)
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