Imageberater auf dem Vormarsch Inhalte oder Charisma - Wie Politiker wirken

Düsseldorf (rpo). Wer im Fernsehen gut rüberkommt, hat die Wahl schon halb gewonnen. So die landläufige Meinung. Auch viele Politiker scheinen diese Einschätzung zu teilen: Immer mehr Kandidaten leisten sich im Wahlkampf einen Berater, der dem Image auf die Sprünge helfen soll. Doch ist mediengerechtes Auftreten wirklich ein Ticket ins Parlament? Und wo bleiben die Inhalte?

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Foto: AP

Heide Simonis war im Vorfeld der Landtagswahl in Schleswig-Holstein die mit Abstand beliebteste Kandidatin. Dennoch machte am Ende ihr Konkurrent Peter Harry Carstensen das Rennen.

Für Professor Ulrich von Alemann, der einen Lehrstuhl für Politikwissenschaft an der Uni Düsseldorf leitet, war das keine große Überraschung. "Die Person eines Politikers lässt sich nicht von den Themen trennen, die mit ihm verbunden sind", sagt der Politikwissenschaftler. "Jeder Politiker steht für bestimmte Inhalte - und das wissen die Menschen auch."

Auch spröde Typen werden gewählt

Auch Kandidaten, die die Herzen der Bevölkerung nicht im Sturm erobern, schaffen den Sprung in die Parlamente. "Roland Koch ist zum Beispiel kein sehr telegener Typ. Trotzdem ist er sehr erfolgreich", gibt von Alemann zu bedenken. "In der deutschen Politik gibt es ein großes Spektrum an verschiedenen Typen. Auch Politiker mit einer eher knorrigen Art gewinnen Wählerstimmen."

Den direkten Weg ins Parlament oder die Bundesregierung ebnen Beliebtheit und Ausstrahlung nicht. Trotzdem können sie einer politischen Karriere förderlich sein. Das ist kein neues Phänomen. "Schon zu Adenauers Zeiten hat Charisma einem Politiker weitergeholfen", erläutert von Alemann.

Imageberater vollbringen keine Wunder

Da ist die Versuchung groß, das Image durch einen Berater aufpolieren zu lassen. Doch Wunder können auch die nicht vollbringen, weiß Alemann: "Berater können vorhandene Anlagen verstärken oder kleine Unzulänglichkeiten abschwächen. Aber sie können einen Politiker nicht völlig umbauen."

Unter Umständen, so von Alemann, könne ein Imageberater sogar eher schaden als nützen: "Das war meiner Einschätzung nach zum Beispiel bei Edmund Stoiber der Fall, als er sich während seiner Kanzlerkandidatur von Michael Spreng beraten ließ. Stoiber wurde damals vielleicht zu sehr beeinflusst und hat dadurch an Profil verloren."

Keine Verhältnisse wie in den USA

Auch ein brillianter Ghostwriter kann einem Politiker keinen Imagewandel bescheren. "Ein Redenschreiber ist immer nur so gut wie der Redende selbst. Man merkt sofort, wenn die Rede nicht zu der Person passt, die sie vorträgt."

Der Einfluss von Imagekampagnen auf die deutsche Politik ist ohnehin begrenzt. "Das liegt an unserem System", analysiert von Alemann. "In den USA werden Präsident und Senatoren direkt gewählt. Das führt dazu, dass die Persönlichkeit eines Kandidaten in den Vordergrund gerät. In Deutschland werden wir niemals Verhältnisse wie in den Vereinigten Staaten haben."

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