OB Christian Ude dankt am 16. März ab "In München hat die CSU eine historische Chance"

München · Am 16. März geht in München eine Ära zu Ende – nach 21 Jahren wird in der bayerischen Landeshauptstadt ein neuer OB gewählt: Christian Ude dankt ab. Das Parteien-Gerangel ist in vollem Gange. An vorderster Front: die CSU. Sie will einen Makel beseitigen.

 Dankt am 16. März ab: Der Münchner Noch-Oberbürgermeister Christian Ude von der SPD.

Dankt am 16. März ab: Der Münchner Noch-Oberbürgermeister Christian Ude von der SPD.

Foto: ap, Kerstin Joensson

Am 16. März geht in München eine Ära zu Ende — nach 21 Jahren wird in der bayerischen Landeshauptstadt ein neuer OB gewählt: Christian Ude dankt ab. Das Parteien-Gerangel ist in vollem Gange. An vorderster Front: die CSU. Sie will einen Makel beseitigen.

Kein anderes Stadtoberhaupt in Deutschland ist so bekannt wie Christian Ude. Der Münchner OB ist seit über 20 Jahren der Herr der Kapitale im Süden der Republik. Aus Altersgründen darf der SPD-Mann nicht mehr antreten, wenn in anderthalb Wochen die Kommunalwahlen anstehen.

Leicht fällt ihm der Abschied nicht. Für jeden erfolgsverwöhnten Volksvertreter ist es schwer, sein Amtszimmer zu räumen. Ude ist erfolgsverwöhnt. Bei den OB-Wahlen fertigte er seine CSU-Gegner reihenweise ab: 1999 (61,2 Prozent), 2002 (64,5 Prozent) und 2008 (66,8 Prozent) — so lesen sich die beeindruckenden Ergebnisse, die ihn drei Mal im Amt bestätigten.

Wenn er am 1. Mai offiziell abdankt, stand der gebürtige Münchner 21 Jahre an der Spitze seiner Heimatstadt. Sein Nachfolger wird große Fußstapfen füllen müssen.

Unter seiner Regentschaft formte Ude München zu einer der wirtschaftlich stärksten Standorte Deutschlands. Jedes Jahr reisen Millionen Touristen in die Oktoberfest-Stadt. Die Alpen sind nah, die Isar-Auen locken und die Fußball-Feste des FC Bayern München ebenso. Für viele ist sie die lebenswerteste Stadt.

Parteien wittern ihre Chance

Nun wittern Parteifreunde und -gegner ihre Chance. Seit Wochen bringen sie sich in Position, das Gerangel ist längst in vollem Gange — Genossen, Grüne, aber vor allem die CSU. Denn das, was Ude im Kleinen ist, in München, sind die Christsozialen im Großen — in Bayern: ein Erfolgsmodell.

Für die CSU stellte die Stadt München bislang eine uneinnehmbare Festung dar. Sie wurde vom beim Volk sehr beliebten König Christian vehement verteidigt. Die CSU möchte endlich ihren verbleibenden Makel beseitigen und das Rathaus in München erobern.

Kein Machtvakuum in der SPD

Die Befürchtung, dass sich innerhalb der SPD ein Machtvakuum entwickeln könnte, versucht der Noch-OB seit geraumer Zeit zu widerlegen. "Deshalb meine Bitte: Unterstützt Dieter Reiter und die Münchner SPD", schreibt Ude auf seiner Internetseite.

Vielleicht drückt sich in Udes Zeile auch eine gewisse Sorge aus. Denn der Spitzenkandidat der CSU, Josef "Seppi" Schmid, rechnet sich durchaus Chancen auf den Sieg aus. Bereits 2008 trat er gegen Ude an, ging aber sang- und klanglos unter. Udes Allmacht überstrahlte damals noch alles.

Schmid ist politisch erwachsen geworden, räumen selbst Kritiker ein, die finden, er betreibe einen guten Wahlkampf. Er will wählbar sein für alle Schichten in München und die CSU zu einer modernen Großstadt-Partei umformen. Und Unterstützung kommt er von einem, der den Erfolg gepachtet hat: CSU-Boss Horst Seehofer: "Josef Schmid hat eine ganz großartige, ja historische Chance."

"Mein Herz brennt für diese Stadt"

Auf seiner Facebook-Seite hat Schmid am Montag ein Wahlkampf-Video gepostet. "Mein Herz brennt für diese Stadt, denn ich kenn meine Stadt", singt eine Frauenstimme, während die Kamera durch die aufgeräumten Straßen der Millionen-Metropole düst.

Kurz darauf setzt eine männliche Hip-Hop-Stimme ein. Ja, modern soll das Video sein. Aber wofür Schmid inhaltlich steht, wird aus dem "Wahlkampfsong" nicht ersichtlich. Die Zeile im Lied "Lasst uns neu denken" mutet eher an wie ein krampfhafter Aufruf an die Münchner, der CSU die Stimme zu geben.

Alles deutet auf einen Zweikampf zwischen dem Sozialdemokraten und Ude-Favorit Reiter und dem Christsozialen Schmid hin — wenn der CSU-Politiker seinen Kontrahenten in die Stichwahl drängen könnte, wäre dies ein Erfolg. Der Grünen-Spitzenkandidatin Sabine Nallinger (50) werden allenfalls Außenseiterchancen eingeräumt.

In der CSU ist die (Vor-)Freude groß. Denn am 16. März gilt ein Sieg im Gegensatz zu früheren Wahlen nicht als völlig ausgeschlossen. Allein das macht den Wahlkampf in München so spannend wie seit Jahrzehnten nicht mehr.

(nbe)
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