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Kampf gegen Jugendkriminalität Imame sollen Streife gehen

Essen (RP). NRW will die natürliche Autorität der muslimischen Vorbeter nutzen, um die Jugendkriminalität in Problemstadtteilen zu senken. In Essen hat man gute Erfahrungen mit der Sicherheitspartnerschaft gesammelt.

Halit Pismek ist der Imam der Ayassofya-Moschee in Essen-Katernberg. Der 33-Jährige kümmert sich um Jugendliche, die straffällig geworden sind. "Alles, was im deutschen Strafrecht verboten ist, ist auch vom Koran untersagt", sagt der Vorbeter.

Pismek ist regelmäßig mit der Polizei in seinem Stadtteil unterwegs. "Viele Muslime hören eher auf den Imam als auf die deutschen Beamten", sagt der Gemeindevorsteher, der vor zehn Jahren aus der Türkei nach Deutschland gekommen ist. Der Imam ist für viele Muslime eine natürliche Respektsperson. In Essen-Katernberg hat die Polizei positive Erfahrungen mit der Zusammenarbeit mit den Vorbetern gesammelt. Jetzt sollen Sicherheitspartnerschaften zwischen Ermittlern und Imamen landesweit verfestigt werden.

"Moscheegemeinden und Polizei müssen auf lokaler Ebene eine engere und vertrauensvolle Zusammenarbeit eingehen", sagt Thomas Kufen, der Integrationsbeauftragte der Landesregierung, im Gespräch mit unserer Redaktion. "Gemeinsame Streifen von Polizei und Imamen können einen wichtigen Beitrag dazu leisten, für Integration zu werben und die Kriminalität zu bekämpfen."

Die Zusammenarbeit soll, so der Plan des CDU-Politkers, von den Islambeauftragten der Polizeibehörden initiiert werden. "Sie sollen als Brücke zu den Gemeinden fungieren", sagte Kufen. "Wichtig ist ein regelmäßiger Kontakt zwischen Imamen und der örtlichen Polizei - auch über Sicherheitsfragen hinaus." Die muslimischen Organisationen müssten ihren Beitrag zum friedlichen Zusammenleben in den Stadtteilen leisten, so der Integrationsbeauftragte.

Dabei gelte es, Flagge zu zeigen - und zwar nicht nur bei der Kriminalitätsbekämpfung, sondern auch im Umgang mit politischen Extremisten. "Ich erwarte, dass die Moscheegemeinden Personen zur Rede stellen, die sich abfällig über die hiesigen Gesellschaft und die Werteordnung äußern", erklärte Kufen. "Die Gemeinden müssen verdeutlichen, dass für solche Einstellungen kein Platz bei ihnen ist."

Viel zu oft würden die Vorstände von Moscheegemeinden aus Sorge vor Stigmatisierung oder aus der Angst, als "Nestbeschmutzer" oder Spitzel zu gelten, die Augen verschließen. "Hassprediger gehören angezeigt", bekräftigte der Integrationsbeauftragte. "Bei antisemitischen Äußerungen oder gar bei Verdacht auf verfassungsfeindliche Bestrebungen müssen die Gemeinden Kontakt zu den Sicherheitsbehörden aufnehmen."

Die Zusammenarbeit zwischen Imamen und der Polizei scheitert bislang häufig an den mangelnden Deutsch-Kenntnissen der Vorbeter. Das Amt für religiöse Angelegenheiten (Diyanet) in der Türkei entsendet sie bislang lediglich für vier Jahre nach Deutschland. Durch die Befristung ist die Motivation der Vorbeter, Kontakte zu deutschen Institutionen aufzubauen, oft gering. Mittlerweile erhalten die Imame aber Unterricht in deutscher Landeskunde und 270 Stunden Deutschunterricht.

In Essen-Katernberg ist jeder vierte Bewohner Migrant. Rund ein Drittel der Jugendlichen mit Migrationshintergrund kommt mit dem Gesetz in Konflikt. Im Jugendhilfe-Netzwerk des Stadtteils sind neben den Imamen Mitarbeiter des Jugendamtes, der Arbeiterwohlfahrt und der Jugendzentren aktiv.

Monika Düker, migrationspolitische Sprecherin der Grünen, hält die Ordnungspartnerschaft von Vorbetern und Polizei in Essen-Katernberg für "vorbildhaft": "Gerade im Bereich der Jugendkriminalität ist die Zahl der Delikte signifikant zurückgegangen", so die Politikerin. "Das Miteinander trägt dazu bei, Vorurteile und Berührungsängste abzubauen. Von einer Übertragung des Modellprojekts auf andere Städte profitieren alle."

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