Internationale Grundschul-Lese-Untersuchung Jeder vierte Viertklässler kann nicht richtig lesen – was jetzt folgen muss
Meinung | Berlin · Jeder vierte Viertklässler in Deutschland kann einer Studie zufolge nicht richtig lesen. Es ist eine Bildungs-Katastrophe – der Aufschrei wird groß sein. Was die Politik jetzt tun muss.
Es ist jedes Mal das gleiche: Nach den verheernden Ergebnissen der internationalen Grundschul-Lese-Untersuchung, nach der 25 Prozent der Kinder in dieser Altersstufe nicht das Mindestniveau beim Textverständnis erreichen, wird der Aufschrei im Land wieder groß sein.
Um es noch einmal zu verdeutlichen: Jeder vierte Viertklässler in Deutschland kann nicht richtig lesen. Und das in einem der reichsten Länder der Welt. Bei der letzten Iglu-Erhebung, die Ende 2017 veröffentlicht wurde, lag der Anteil dieser Gruppe noch bei 19 Prozent. Das war schon traurig genug, aber man hat den Abwärtstrend nicht stoppen oder umdrehen können, sondern er hat sich verstetigt. Die betroffene Gruppe werde in ihrer weiteren Schullaufbahn „erhebliche Schwierigkeiten in fast allen Schulfächern haben“, sofern sie den Rückstand nicht aufholen kann, urteilen die Forscher. Wahnsinn. Die Studie zeigt außerdem: Auch international schneiden Grundschüler in Deutschland bei der Lesekompetenz schlechter ab als Gleichaltrige in vielen anderen Ländern.
Nun hat die Corona-Pandemie mit den monatelangen Schulschließungen dazu sicher beigetragen. Diese Fehler kann man nicht mehr rückgängig machen, man darf sie nur nie wieder wiederholen.
Aber was muss die Politik in Bund und Ländern daraus nun folgern? Die Ampel-Diskussion um die Kinder-Grundsicherung mit ihren Milliarden Euro ist nicht zielführend. Die Politik muss dafür sorgen, dass die Menschen die Hilfen bekommen, die ihnen zustehen und nicht bei der Beantragung schon scheitern. Aber es kann nicht zuvorderst darum gehen, soziale Härten individuell auszugleichen.
Es gehört massiv Geld in Schulen, Personal und Ausstattung, Förderunterricht gepumpt. Auch die Migrationspolitik muss in dem Zusammenhang überdacht werden. Flüchtlingskinder einfach in Schulen zu schieben und überforderte Lehrer und Klassen allein zurückzulassen, ist das Gegenteil von guter Bildungspolitik. Damit lässt man alle Kinder im Stich und zieht Generationen groß, die in Teilen schon mit dem Lesen nicht zurechtkommen. Das ist Deutschlands nicht würdig.