Grünen-Politiker wirft Papst "Volksverhetzung" vor "Ideologie des Bösen" - Zoff um Papst-Buch

Berlin (rpo). Das neue Papst-Buch hat noch nicht die Buchläden erreicht, da sorgt es bereits für mächtig Wirbel. Der Grünen-Politiker Volker Beck hat Papst Johannes Paul II. aufgefordert, sein neues Druckwerk wegen Äußerungen über Abtreibung, Holocaust und Homosexualität zurückzuziehen. Er warf im überdies Volksverhetzung vor.

25 Jahre Papst Johannes Paul II.
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Zugleich warf der Erste Parlamentarische Geschäftsführer der Grünen-Bundestagsfraktion dem Papst am Samstag in der "Netzeitung" "Volksverhetzung" vor. Beck bezog sich auf Vorab-Meldungen über ein neues Buch von Johannes Paul II., das am Mittwoch erscheinen soll.

Darin geht der Papst den Berichten zufolge auf das Spannungsverhältnis von Legalität und Legitimität ein. So habe ein rechtmäßig gewähltes Parlament Adolf Hitler in den 30er Jahren mit der Macht ausgestattet, die der Einrichtung von Konzentrationslagern und der so genannten Endlösung den Weg bereitet habe. Die Vernichtung der Juden habe nach dem Sturz des Nazi-Regimes zwar aufgehört, doch dauere die legale Vernichtung ungeborener menschlicher Wesen an.

Zur "Homosexuellen-Ehe" stellt der Papst den Berichten zufolge die Vermutung an, "ob nicht hier - vielleicht heimtückischer und verhohlener - wieder eine neue Ideologie des Bösen am Werk ist, die versucht, gegen den Menschen und gegen die Familie sogar die Menschenrechte auszunutzen", wenn das Europäische Parlament darauf dränge, homosexuelle Verbindungen als alternative Form der Familie anzuerkennen.

"Mangel an moralischer Orientierung"

Beck betonte: "Wenn der Papst Abtreibung und den Holocaust in einen Zusammenhang bringt, fehlt es ihm an moralischer und ethischer Orientierung." Nach seinen Worten ist die "Gleichsetzung des Holocaust und der Abtreibungsproblematik genauso unerträglich wie das Unwort Bombenholocaust". Weiter sagte der Grünen-Politiker: "Die Politik zur Beseitigung der Diskriminierung von Homosexuellen als Ergebnisse einer 'neuen Ideologie des Bösen' zu bezeichnen, ist Volksverhetzung."

Auch der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Paul Spiegel, und FDP-Chef Guido Westerwelle hatten die Papst-Äußerungen kritisiert. Die "Spitze der katholischen Kirche" habe "nicht begriffen", dass man den Holocaust nicht mit der Abtreibung vergleichen könne, sagte Spiegel am Samstag der "Netzeitung". Westerwelle erklärte, "wer wie die katholische Kirche Verhütung verdammt, hat kein Recht, Frauen in Not zu kriminalisieren".

Der herausgebende Weltbild-Verlag wertet das Buch mit dem Titel "Erinnerung und Identität - Gespräche an der Schwelle zwischen den Jahrtausenden" als "politisch-philosophisches Vermächtnis" des Papstes. Das Werk, in dem Johannes Paul II. zu wichtigen Menschheitsfragen Stellung bezieht, fußt auf Gesprächen des Papstes mit den polnischen Philosophen Jozef Tischner und Krzysztof Michalski.

(afp)
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