Wegen Angriffen der Huthi-Rebellen Viele Handelsschiffe meiden weiterhin das Rote Meer

Berlin · Seit Monaten nehmen Frachtschiffe eher die lange Route rund ums Kap der Guten Hoffnung, anstatt durch den Suezkanal zu fahren. Grund sind die Angriffe der jemenitischen Huthi. Der Umweg hat Folgen für den Handel.

Der Suezkanal wird wegen der Huthi-Angriffe seit Monaten von vielen Schiffen gemieden.

Der Suezkanal wird wegen der Huthi-Angriffe seit Monaten von vielen Schiffen gemieden.

Foto: dpa/Sayed Hassan

Nach einer etwa zweiwöchigen Pause gab es am vergangenen Wochenende wieder einen Raketenangriff. Die Huthi-Miliz traf dabei ein unter der Flagge Liberias fahrendes Containerschiff. Diesmal waren die Schäden gering, die Besatzungsmitglieder konnten in Sicherheit gebracht werden.

Seit vergangenem Oktober greifen die schiitischen Huthi-Rebellen, die Teile des Jemen kontrollieren, Schiffe im Roten Meer und im Golf von Aden an. Bis zu 15 Prozent des Welthandels geht normalerweise durch den angrenzenden Suezkanal. Die Huthis sehen sich als Teil der pro-iranischen und anti-israelischen „Achse des Widerstands“. Die Miliz hat die Angriffe als Reaktion auf den Gazakrieg gestartet.

Schifffahrts-Konzerne wie Hapag-Lloyd meiden daher diese Route und fahren stattdessen um Afrika herum. Ein Unternehmenssprecher von Hapag-Lloyd sagte: „Wir benutzen die Route durch das Rote Meer seit Dezember 2023 nicht mehr und werden es auch auf absehbare Zeit nicht tun.“ Wegen der nun längeren Strecken ist der Treibstoffverbrauch deutlich höher, „auch weil wir unsere Schiffe schneller fahren lassen“. Mit Blick auf den Versuch zweier internationaler Marinemissionen, den Schiffsverkehr entlang der jemenitischen Küste zu sichern, sagte er, „die Sicherheitslage hat sich zumindest nicht verbessert“. Der Unternehmenssprecher hebt hervor: „Terrorismus ist neu für unseren Industriezweig.“ Deutsche Handelsschiffe hätten grundsätzlich keine Waffen an Bord. „Und gegen Drohnen oder Marschflugkörper können wir uns schon gar nicht verteidigen.“

Der Bundesverband Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen (BGA) bemerkt zunehmend deutliche Auswirkungen. „So haben sich die Laufzeiten von Schiffen und Containern durch die Umfahrung des afrikanischen Kontinents seither deutlich verlängert und Fracht- und Logistikkosten massiv erhöht“, sagte BGA-Präsident Dirk Jandura. Gleiches gelte für Versicherungsprämien: Die längere Zeit auf See erhöhe auch das Risiko, in einen Sturm zu geraten und Fracht zu verlieren.

Nach seinen Angaben verlängert sich etwa die Fahrt zwischen Shanghai und Rotterdam um rund 6000 Kilometer und um bis zu zwei Wochen. „Das lässt die Containerpreise klettern.“ So habe am 25. Juli 2024 der Transport eines 40-Fuß-Containers auf besagter Route rund 8300 US-Dollar (etwa 7600 Euro) gekostet. „Das ist fast fünf Mal so hoch wie noch Ende Dezember 2023.“ Damals sei für den gleichen Transport rund 1700 US-Dollar (knapp 1600 Euro) berechnet worden. „Deshalb bleibt es wichtig, dass unsere Politik die Sicherung unserer Handelswege im Blick behält“, betonte Jandura.

Die Angriffe im Roten Meer hätten die Lieferketten weltweit noch komplexer gemacht, sagte Matthias Knicky, Mitglied der Geschäftsleitung bei Kühne+Nagel Deutschland, der verantwortlich für den Bereich Seefracht ist. Der Logistikkonzern organisiert Schiff-, Luft- und Straßentransporte. Knicky betonte, dass durch den Umweg um die Südspitze Afrikas die Schiffskapazitäten länger gebunden seien, „sodass wir hier eine Reduzierung der verfügbaren Kapazitäten in den Diensten beobachten“. Daher biete man den Kunden verschiedene Optionen an. „Im ersten Halbjahr haben wir eine stärkere Nachfrage nach kombinierten See- und Luftfracht-Dienstleitungen verzeichnet, da einige Kunden darüber versuchen, die Transitzeiten zu verkürzen.“

(mit afp/rtr)