Arbeitgeberpräsident Hundt lehnt Frauenquote ab

Hamburg (RPO). Arbeitgeberpräsident Dieter Hundt hat Forderungen der Gewerkschaften nach einer Frauenquote für Führungspositionen in der Wirtschaft zurückgewiesen. Zudem sieht er in der bevorstehenden Öffnung des Arbeitsmarktes eine Chance für die deutsche Wirtschaft.

Arbeitgeberpräsident: Hundt lehnt Frauenquote ab
Foto: ddp, ddp

"Eine starre gesetzliche Quote zur Förderung von Frauen in Führungspositionen ist falsch", sagte Hundt dem "Hamburger Abendblatt". Das Ziel, mehr Frauen in deutschen Chefetagen zu beschäftigen, lasse sich nicht gesetzlich erzwingen.

Für eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf seien vielmehr flexible Arbeitszeiten wichtig, sagte Hundt der Zeitung. "Auch der Staat muss die Rahmenbedingungen für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf verbessern", fügte er hinzu. Bei der Kinderbetreuung gebe es erheblichen Nachholbedarf, weil "Investitionen in die Infrastruktur" fehlten. Zuletzt hatte der Chef des Deutschen Gewerkschaftsbunds, Michael Sommer, eine Frauenquote gefordert.

Öffnung des Arbeitsmarktes ist Chance für Wirtschaft

Zudem sieht Hundt in der bevorstehenden Öffnung des Arbeitsmarktes eine Chance für die deutsche Wirtschaft. "Die volle Arbeitnehmerfreizügigkeit wird sich gesamtwirtschaftlich positiv auswirken und dazu beitragen, unseren Fachkräftebedarf zu sichern", sagte Hundt im Interview mit der Nachrichtenagentur dapd. Vor allem in gewerblich-technischen Berufen würden händeringend Fachkräfte gesucht. Gleiches gelte für Ingenieure und Pflegefachkräfte.

Hundt warb für Offenheit gegenüber ausländischen Arbeitskräften. "Die bei uns dringend benötigten Fachkräfte müssen das Signal bekommen, dass sie hier tatsächlich erwünscht sind", sagte der Arbeitgeberpräsident. Die Sorge, dass massenhaft Arbeitskräfte zu niedrigen Löhnen nach Deutschland strömen, sei unberechtigt.

Hundt gab zu bedenken, das Arbeitnehmerfreizügigkeit hierzulande spät umgesetzt worden sei. Es sei zu befürchten, "dass Deutschland durch die späte Öffnung bereits Spitzenkräfte an andere EU-Länder verloren hat". Länder wie Großbritannien hätten von der früheren Öffnung ihrer Grenzen für Arbeitnehmer aus den neuen EU-Mitgliedstaaten profitiert.

Positiv wertete Hundt den jüngst beschlossenen Mindestlohn für die Leiharbeitsbranche. "Damit wird verhindert, dass ab Mai Zeitarbeitsunternehmen aus anderen Ländern mit deutlich niedrigeren Tariflöhnen die Branche in Deutschland diskreditieren", sagte er.

Ab Mai können Bürger aus acht osteuropäischen Staaten ebenso selbstverständlich einen Job in Deutschland annehmen wie Franzosen oder Spanier. Dabei handelt es sich um Estland, Lettland, Litauen, Polen, Tschechien, die Slowakei, Ungarn und Slowenien. Bisher brauchten sie eine Arbeitserlaubnis der Bundesagentur für Arbeit (BA), um in Deutschland einem Job nachzugehen. Spätestens zum 1. Januar 2014 werden die Beschränkungen auch für Bulgarien und Rumänien wegfallen, die der EU erst 2007 beigetreten sind.

(AFP/dapd)
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