Stasi-Experte fordert Verbot von DDR-Symbolen Hubertus Knabe — Kämpfer gegen SED-Unrecht

Berlin · Seit Jahren kämpft er gegen die Verherrlichung des SED-Regimes und klärt über DDR-Unrecht auf: Hubertus Knabe, Leiter der Stasi-Opfer-Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen. Nun fordert er erneut ein Verbot von DDR-Symbolen. Damit stand er eine Zeit lang nicht allein da. Doch mitunter erntet er für sein Engagement auch Kopfschütteln.

 Hubertus Knabe (r.) mit Bundespräsident Joachim Gauck.

Hubertus Knabe (r.) mit Bundespräsident Joachim Gauck.

Foto: Bernd von Jutrczenka

Es war im Mai des vergangenen Jahres, als ein Aufmarsch von Uniformierten eines ehemaligen Stasi-Wachregiments im Treptower Park in Berlin für Aufsehen sorgte. Es folgte eine Debatte darüber, ob DDR-Symbole verboten werden sollten oder nicht. Auch die CDU hatte damals Überlegungen in diese Richtungen angestellt.

"Wir von der CDU/CSU-Bundestagsfraktion werden den Vorfall noch einmal zum Anlass nehmen, über ein strafrechtliches Verbot des Tragens von Symbolen des SED-Staates nachzudenken", erklärte der damalige Fraktionsvorsitzende Volker Kauder in der "Berliner Morgenpost". Doch seither ist es ruhig um die Forderung geworden, was nun erneut Hubertus Knabe auf den Plan ruft.

Im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst epd sagte er, es sei bedauerlich, dass sich die ostdeutschen CDU-Abgeordneten bei den Koalitionsverhandlungen nicht mit entsprechenden Forderungen haben durchsetzen können. Schließlich gebe es in vielen anderen kommunistischen Staaten bereits solche Verfügungen.

Es ist nicht das erste Mal, dass Knabe dies fordert. Und geht es um sein Engagement für die Opfer des DDR-Regimes, dann gibt sich der Stasi-Experte gern hartnäckig. So hatte er im Mai 2013 im Gespräch mit der "Berliner Morgenpost" erklärt, warum er einer der stärksten Befürworter eines Verbots von DDR-Symbolen sei.

Verkleidete Grenzer am Checkpoint Charlie

"Ich finde es generell problematisch, wie bei uns mit den Uniformen und Insignien der SED-Diktatur umgegangen wird", sagte er in Bezug etwa auf den Vorfall am Treptower Park aber auch auf verkleidete "Grenzer" am Checkpoint Charlie, die aus Gaudi Touristen Papiere abstempelten. "Man muss sich nur vorstellen, wie das auf diejenigen wirkt, die unter diesem System gelitten haben", fügte er damals noch hinzu. Er fürchte, man habe bei der DDR die Sensibilität dafür verloren, wie man mit untergegangenen Diktaturen umgehen solle.

Gegen das Vergessen kämpft Knabe nun schon seit Jahren. Der 1959 in Unna geborene Wissenschaftler promovierte in Berlin über die Umweltproteste in der DDR und Ungarn. 1992 wurde er wissenschaftlicher Mitarbeiter des Bundesbeauftragten für Stasi-Unterlagen. 2001 wurde er schließlich wissenschaftlicher Direktor der Stiftung "Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen", die sich im ehemaligen Untersuchungsgefängnis des Ministeriums für Staatssicherheit befindet. Dort zeigen ehemalige Häftlinge bei regelmäßigen Führungen den Besuchern die Zellen und erzählen von ihrem Schicksal.

Knabe selbst hat zudem zahlreiche Studien über die Stasi veröffentlicht wie etwa "Die unterwanderte Republik. Stasi im Westen", aber auch Bücher wie "Honeckers Erben", in dem er sich mit der Partei Die Linke auseinandersetzt. Dass die Partei für ihn nichts weiter ist als eine Nachfolgeorganisation der SED macht er immer wieder deutlich — und stößt damit nicht immer Zustimmung.

Anzeige gegen NSA erstattet

So berichtete etwa die "Süddeutsche Zeitung" 2010 von einer Lesung Knabes aus seinem Buch "Honeckers Erben". "Manche werfen ihm missionarischen Eifer vor. Wer diesen Abend mit Knabe erlebt hat, kommt nicht umhin, seinen Kritikern recht zu geben", heißt es in dem Bericht. Und weiter: "Knabe verlässt sich dabei nicht gerne auf Fakten allein, die er in der Tat akribisch zusammengetragen hat. Er vereinnahmt für sich auch die Deutungshoheit darüber." Auch weist der Autor darauf hin, dass Knabe in manchen Rezensionen offen mangelnde wissenschaftliche Objektivität vorgeworfen werde, weil sein Arbeitsort, die unmittelbare Nähe zum Stasi-Knast, wohl zu prägend wirke.

Auch warnte er 2009 überdeutlich vor einer rot-roten Koalition in Brandenburg, weil dann erstmals überführte Stasi-Informanten mit am Kabinettstisch säßen. Die SPD, so Knabe damals, müsse sich gut überlegen, ob sie diese politische Grenzüberschreitung verantworten könne.

Doch auch bei anderen Themen ist mitunter Knabes Stimme zu vernehmen, wenn auch nur ein kleiner Verweis auf DDR- und Sowjetunrecht möglich ist. So lud er etwa Michail Chodorkowski nach seiner Haftentlassung per Brief in die Gedenkstätte ein und schrieb, dies könne ein "Akt tiefer Symbolik sein". Auch in der NSA-Affäre meldete er sich zu Wort und erstattete Strafanzeige gegen den US-Geheimdienst, weil eben auch ein Geheimdienst sich an Regeln halten müsse. Nun eben mit seiner erneuten Forderung nach einem Verbot von DDR-Symbolen. Und es wird sicherlich nicht das letzte Mal sein, dass er seine Stimme gegen das Vergessen erhebt.

(das)
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