Präsident der Hochschulrektorenkonferenz Trotz Abitur nicht fit für die Universität

Hannover · Probleme mit längeren Texten, Mathelücken und Konzentrationsmangel - Viele deutsche Studienanfänger sind trotz Abi nicht ausreichend für die Uni gerüstet. Der Präsident der Hochschulrektorenkonferenz sagt, Schüler müssten mehr „Lernzumutungen erfahren“.

 Studierende in der Düsseldorfer Heinrich-Heine Universität - Rektoren klagen, viele Abiturienten seien nicht ausreichend für die Uni gerüstet.

Studierende in der Düsseldorfer Heinrich-Heine Universität - Rektoren klagen, viele Abiturienten seien nicht ausreichend für die Uni gerüstet.

Foto: dpa/Maja Hitij

Abiturienten haben offenbar zunehmend Schwierigkeiten mit den Anforderungen der Universitäten. Der Präsident der Hochschulrektorenkonferenz (HRK), Peter-André Alt, hat große Wissenslücken und fehlendes Können bei vielen deutschen Abiturienten kritisiert. "Es gibt gravierende Mängel, was die Studierfähigkeit zahlreicher Abiturienten angeht", sagte er dem Redaktions-Netzwerk Deutschland. "Wir leben in der Fiktion, dass mit dem Abitur die Voraussetzungen für das Studium erfüllt sind. Die Realität zeigt: Viel zu oft stimmt das nicht."

Das gelte "insbesondere für die Fächer, in denen Mathematik die Grundlage ist", sagte Alt. Die Rückmeldungen aus den Hochschulen seien zahlreich und eindeutig: "Die Studienanfänger erfüllen die Voraussetzungen deutlich schlechter als früher." Das betreffe die Ingenieurswissenschaften und die Naturwissenschaften, aber auch die Volks- und Betriebswirtschaftslehre.

Auch in Sachen Textverständnis und Schreibfähigkeiten gebe es "kritische Rückmeldungen aus den Hochschulen". Alt betonte: "Selbst Literaturwissenschaftler sagen: Es wird immer schwieriger, die jungen Menschen in den Seminaren zum Lesen zu bringen. Längere Texte zu lesen und zu schreiben falle den Studierenden schwerer."

In den letzten fünf Jahren habe sich dieser Zustand erheblich verschlechtert, analysierte der HRK-Präsident. Er verwies auf veränderte Lesegewohnheiten in Zeiten der Digitalisierung. "Es ist pädagogisch wichtig, darauf zu bestehen, dass das Handy auch mal für längere Zeit ausgeschaltet ist", forderte er. Junge Menschen seien heute sicherlich besser fähig, mehrere Dinge nebeneinander zu tun, so Alt. "Aber jeder sollte sich auch intensiv und ohne Ablenkung auf eine Sache konzentrieren können, ob beim Lesen oder auch in der Mathematik. Dazu müssen wir die Schüler zwingen."

HRK-Präsident Alt sagt: "Die jungen Menschen dürfen in der Schule schon ein paar Lernzumutungen mehr erfahren, als es im Augenblick der Fall ist." Studierende brauchten außerdem zwingend die Fähigkeit, Faktenwissen auch in großen Mengen auswendig zu lernen.

(juju/kna)
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