Foto-Porträt Horst Seehofer - Merkels mächtiger Gegenspieler
Paukenschlag in München: Horst Seehofer, bislang Bundesinnenminister und CSU-Chef, hat den Rückzug von allen Ämtern angeboten. Es ist der vorläufige Höhepunkt eines Dauerstreits mit Angela Merkel. Wir stellen den mächtigen Gegenspieler der Kanzlerin vor.
Nach zehn Jahren als bayerischer Ministerpräsident ging Horst Seehofer im März 2018 zurück nach Berlin - als Innenminister. Zweimal hatte er zuvor bereits ein Ministeramt auf Bundesebene inne.
In einem Porträt bekam Horst Seehofer einmal den Spitznamen "Crazy Horst". Da steckt viel Wahres drin. Mit seiner Person verbinden sich Unberechenbarkeit, schlagartige Kurswechsel, Populismus sowie Attacken auf die eigenen Leute. Aber er hat Erfolg gehabt damit. Nach seinem Wahlsieg mit absoluter Mehrheit im Jahr 2013 in Bayern besaß er Heldenstatus.
Wichtigster Maßstab ist für Seehofer der Wille der Bevölkerung - dieser Wille dient ihm auch zur Begründung seiner Kurswechsel. "Ich werde mich nicht dafür entschuldigen, Politik für die Bevölkerung zu machen", sagt er. Hier ist er bei der Vereidigung mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier zu sehen.
"Er ist der allen überlegene Bauchmensch", sagt der frühere bayerische Justizminister Alfred Sauter - einer der wenigen in der Partei, auf deren Rat Seehofer hört.
Ein Mann mit Eigenarten und eigenem Willen war er schon immer. Den Job als bayerischer Ministerpräsident wollte er ursprünglich gar nicht haben. Denn sein Lebenstraum war nach eigener Aussage eigentlich nur der CSU-Vorsitz.
Doch mit der Zeit fand Seehofer Gefallen daran, erster Mann ganz Bayerns zu sein. "Meine Koalition ist die Bevölkerung", sagte er häufig.
Als Politiker mit einem Ohr für die Stimme des Volkes stellte er seinen Herausforderer Christian Ude (SPD, l.) in Umfragen mehrfach in die Ecke. Ein Urteil der Bayern: Seehofer ist bayerischer.
Mit Angela Merkel verbindet ihn ein zwiespältiges Verhältnis. Beide wussten immer, wie sehr sie einander brauchen. Und beharkten sich gleichzeitig nach allen Regeln der Kunst. Gleich in mehreren Dingen ging Seehofer auf offene Konfrontation. Pkw-Maut, Betreuungsgeld - und zuletzt immer heftiger beim Thema Zuwanderung.
Sehr ärgerlich wird Seehofer, wenn ihm wegen seiner Kurswechsel Wendehalsigkeit vorgeworfen wird. Aus seiner eigenen Sicht folgt Seehofer durchaus einer großen Linie: unbedingter bayerischer Patriotismus, der hauptsächlich in der Umsetzung des Volkswillens und der Durchsetzung bayerischer Interessen in Berlin und Brüssel besteht - kombiniert mit einem Herz für die Schwachen.
Am 1. Juli 2018 findet der Streit um Migration und Zurückweisungen an der deutschen Grenze ein dramatisches Ende: In einer Sitzung der CSU-Spitze bietet Seehofer seinen Rücktritt von allen Ämtern an.
Schwierig für die CSU und die Staatsverwaltung war Seehofer, weil ihm dabei auch die Parteifreunde und Beamten häufig zu langsam, zu wenig kreativ waren. Die CSU reagierte regelmäßig verstört, wenn Seehofer über seine Kollegen herzog. "Die Qualität muss stimmen", sagte Seehofer dann. Ohne Härte gehe es nicht.
Oftmals schimpfte der bisweilen dünnhäutige Seehofer auch über Journalisten oder ging Parteifreunde an. Karl-Theodor zu Guttenberg wurde von ihm als "Glühwürmchen" verspottet, seinem Finanzminister Markus Söder und nun Nachfolger als bayerischer Ministerpräsident unterstellte er einst "pathologischen Ehrgeiz".
1971 trat Seehofer in die CSU ein und wurde 1980 das erste Mal in den Bundestag gewählt. Den CSU-Vorsitz hatte er im Oktober 2008 übernommen, im gleichen Zeitraum wurde er auch bayerischer Ministerpräsident.
Horst Seehofer wurde am 4. Juli 1949 in Ingolstadt geboren. Er ist verheiratet und hat vier Kinder.
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