Führungsmannschaft im Innenministerium Minister Seehofers Männermuseum

Meinung | Berlin · Schon für seine Ministerposten in der Bundesregierung fand CSU-Chef Horst Seehofer nur drei Männer. Nun hat er im eigenen Innenministerium die Führungsmannschaft zum Gruppenbild gebeten. Und wieder ist keine Frau dabei. Welch ein Fehler!

Horst Seehofer – Merkels mächtiger Gegenspieler im Foto-Porträt
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Horst Seehofer - Merkels mächtiger Gegenspieler

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Foto: dpa/Sven Hoppe

Über den Versprecher hatte sich der CSU-Chef sicherlich selbst am meisten geärgert, als er bei der Vorstellung des Koalitionsvertrages sein eigenes Haus nicht als Heimatministerium, sondern als "Heimatmuseum" bezeichnete. Nun wird klar: Es ist nicht mal das, es ist ein Männermuseum.

Die bissigen Kommentierungen liegen auf der Hand: Was ist das für eine Heimat, wenn Frauen nicht dazugehören? Und wie ist Seehofers Satz, der Islam gehöre nicht zu Deutschland, zu verstehen, wenn dieses Bild die komplette Führung seines für Deutschlands Sicherheit verantwortlichen Ministeriums darstellt? Gehören Frauen auch nicht zu Seehofers Deutschland?

Für die CSU hat die Verteidigung einer möglichst großen Mehrheit bei den Landtagswahlen im Oktober oberste Priorität. Dabei komme es auf optimales strategisches und taktisches Vorgehen sowohl in der neuen Landesregierung unter Markus Söder als auch in den von Seehofer koordinierten CSU-Ressorts in der neuen Bundesregierung an. Der erste Fehler passierte indes bereits, als Seehofer die ihm zustehenden drei Ministerposten ausschließlich mit Männern besetzte. Da hätte ihm die rein männliche Besetzung der Führungsposten in seinem eigenen Ministerium erst Recht nicht passieren dürfen.

Auch in Bayern sind mehr Frauen als Männer wahlberechtigt. Zudem fiel das für die CSU schockierende Ergebnis von 38,8 Prozent bei den letzten Bundestagswahlen in Bayern allein deshalb nicht noch schlechter aus, weil die Frauen im Vergleich zu den Männern überproportional für die Christsozialen stimmten: 41,2 Prozent der Frauen gegenüber 34,7 Prozent der Männer. Da wandelt Seehofer mit seinem Männermuseum auf einem schmalen Grat und ist immens absturzgefährdet.

Vor allem, weil es keine Ausnahme, sondern schon beinahe eine Regel ist, dass in den CSU-Häusern Frauenpower verpufft. Auch Seehofers Verkehrsminister Andreas Scheuer hat eine lupenreine Männerriege auf die Staatssekretärs-Ebene gehoben. Einzig Entwicklungsminister Müller hat unter den vier Führungspersonen eine Frau. Bei den CDU-Ministerien sieht es in Sachen Parlamentarischer Staatssekretäre nur graduell besser aus: Hier fiel die Wahl auf elf Männer und vier Frauen. Allein die SPD-Ministerien stehen bei den Parlamentarischen Staatssekretären besser da: Hier besteht das Verhältnis aus acht Frauen gegenüber fünf Männern.

Wie wäre es mal mit female first?

Doch noch sind nicht alle Spitzenposten besetzt. Noch kann es zu weiteren Verwerfungen kommen. Sie sollen nicht an Stellenbesetzungen der 50er und 60er Jahre erinnern, als die Männer fast alles unter sich aus machten. Das ist ein denkbar schlechter Start für eine Bundesregierung, die die Wirtschaft zu mehr Frauen auf Führungsposten bewegen will und dann selbst mit schlechtem Beispiel vorangeht.

Also gehört in die letzten laufenden Gespräche über Führungsposten eine Überlegung als Überschrift dazu: Wie wäre es mal mit female first, Frauen zuerst? Dass es für alle bisher zu besetzenden Posten tatsächlich keine einzige fähige Frauen gegeben haben soll, widerspricht jedenfalls der Wirklichkeit in Deutschland.

(may-)
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