Machtwechsel in Bayern Horst Seehofer - der verletzte Löwe

Meinung | München · Nach langem und zähem Ringen um die Spitzenposten der CSU ist nun eine Entscheidung getroffen: Horst Seehofer wird seinen Platz räumen - für seinen Erzrivalen Markus Söder. Es wird sich zeigen, wie viel Einfluss dem Noch-Ministerpräsidenten in Zukunft bleiben wird.

 Der bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer (l) und der bayerische Finanzminister Markus Söder in der CSU-Zentrale in München.

Der bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer (l) und der bayerische Finanzminister Markus Söder in der CSU-Zentrale in München.

Foto: dpa, kne fpt

Um an der Macht zu bleiben, teilt Horst Seehofer sie nun mit seinem Erzrivalen Söder. Der 50-jährige bayerische Finanzminister Söder soll von Seehofer das Amt des Ministerpräsidenten übernehmen, der 68-jährige Seehofer darf dafür CSU-Chef bleiben — wenn Letzteres die Delegierten des Parteitags Mitte Dezember denn so mitmachen.

Derzeit ist noch schwer vorstellbar, wie eine solche Doppelspitze langfristig funktionieren soll. Seehofer und Söder haben sich in den vergangenen Jahren nichts geschenkt. Für wenig anderes hat Seehofer so viel Energie eingesetzt wie darauf, Söder als seinen Nachfolger in Bayern zu verhindern. Und Söder hat Stück für Stück seine Hausmacht in der Landtagsfraktion gefestigt und gegen den Parteichef mobil gemacht.

Es ist noch nicht lange her, dass Seehofer beide Ämter abgeben wollte. Wegen der Gesundheit und weil auch mal andere, jüngere Verantwortung übernehmen müssten. Als Söder das sogleich für sich reklamierte, rückte Seehofer von seinen Übergabe-Plänen wieder ab, beteuerte aber zugleich, er klammere sich nicht an seine Ämter. Dass er trotz des schlechten Ergebnisses der CSU bei der Bundestagswahl und des Drucks aus der Landtagsfraktion und der Jungen Union in Bayern, den Rückzug anzutreten, auf Zeit spielte, vermittelte dann doch den Eindruck des Klammerns.

Nun also soll sich Seehofer, der kundgetan hat, dass Kanzlerin Angela Merkel ihm während der Jamaika-Sondierungen ein Bundesministeramt angeboten habe, künftig um die ganze Republik kümmern, und Söder sich um Bayern. Da darf sich Seehofer auf viel Feuer aus dem Süden einstellen. So wie er es selbst etwa mit der früheren CSU-Landesgruppenvorsitzenden Gerda Hasselfeldt gemacht hat, deren Kurs in Berlin er in der großen Koalition für zu weich hielt. Und Seehofer wird jedes Mal das Herz bluten, wenn Söder das Erbe seines Vorgängers anders verwalten wird als der sich das wünscht.

Spannend ist, welches Ergebnis Seehofer bei der Vorstandswahl auf dem Parteitag am übernächsten Wochenende bekommen wird. Daran wird man seinen Rückhalt in der CSU ablesen können. Der große, kräftige Mann hat sich gern als ein bayerischer Löwe bezeichnet, der brüllen, aber auch schnurren kann. Nun wirkt der Löwe angeschlagen.

(kd)
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