2022 fast 30.000 Anträge Weiterhin hohes Interesse an Stasi-Akten

Berlin/Düsseldorf · Im Stasi-Archiv stehen mehr als 111 Kilometer Akten. Auch nach der Auflösung der Unterlagenbehörde 2021 bleibt das Interesse an einer Einsicht Betroffener hoch. Was die Gründe dafür sind.

 Das ist das Türschild zum Archiv des Bundesbeauftragten für die Unterlagen der Staatssicherheit der ehemaligen DDR (BStU) am Dienstsitz Berlin.

Das ist das Türschild zum Archiv des Bundesbeauftragten für die Unterlagen der Staatssicherheit der ehemaligen DDR (BStU) am Dienstsitz Berlin.

Foto: dpa/Michael Kappeler

Das Interesse an Stasi-Unterlagen ist weiterhin hoch. Im Jahr 2022 registrierte das Bundesarchiv 29.064 Bürger-Anträge auf Akteneinsicht, wie die Behörde am Mittwoch, 11. Januar, in Berlin mitteilte. 2021 wurden noch 30.603 Anträge auf Akteneinsicht gestellt, rund 1500 mehr als im Jahr danach. Zuerst hatte das Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) darüber berichtet.

Nach der Auflösung der Stasi-Unterlagenbehörde 2021 wurden die Akten des DDR-Ministeriums für Staatssicherheit in das Bundesarchiv überführt. Die Stasi-Unterlagen sind derzeit auf 13 Archiv-Standorte verteilt. In der Summe finden sich dort mehr als 111 Kilometer Akten.

Bürger wollen Stasi-Akten einsehen

Seit Beginn der Arbeit des Stasi-Unterlagen-Archivs Ende 1990 sind bis Ende 2022 genau 7.438.829 Ersuchen und Anträge eingegangen, darunter knapp 46 Prozent Anträge von Bürgern. Drei Viertel der Bürgeranträge auf Akteneinsicht, Decknamenentschlüsselung oder Kopien gingen in den Außenstellen ein.

Für Sicherheitsüberprüfungen, Überprüfungen von Mitarbeitern im öffentlichen Dienst sowie Rentenangelegenheiten seien im vergangenen Jahr 7500-mal Akten herangezogen worden, hieß es weiter. In 2242 Fällen ging es um Anträge auf Rehabilitation ehemals politisch Verfolgter und Wiedergutmachung.

Interesse an deutscher Geschichte reicht bis in Gegenwart

Die SED-Opferbeauftragte beim Bundestag, Evelyn Zupke, sagte dem RND: „Das große Interesse an der Akteneinsicht zeigt eindrucksvoll, dass dieser Teil unserer Geschichte bis in die Gegenwart hineinwirkt.“ Viele Menschen setzten sich erst jetzt, im höheren Lebensalter, mit ihrer eigenen Biografie näher auseinander – „oft bei Renteneintritt oder weil Kinder und Enkel danach fragen“.

Zupke betonte, „auch die Anfragen zur Rehabilitierung sind weiterhin auf einem hohen Niveau“. Für die politischen Häftlinge seien die Stasi-Akten häufig Zeugnisse des begangenen Unrechts. „In den Verfahren zur Rehabilitierung liefern die Akten meist die wichtigsten Belege für das, was geschehen ist. Die Täter schweigen. Aber die Akten sprechen“, sagte Zupke.

(lst/epd)
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