Amtseinführung schon am Montag Hohe Erwartungen an Gauck

Berlin · Große Erwartungen begleiten Joachim Gauck auf seinem Weg in das Amt des Bundespräsidenten. 59 Prozent der Bürger denken, dass es dem parteilosen Theologen nach der als sicher geltenden Wahl am Sonntag gelingen wird, Vertrauen in die Politik zurückzugewinnen.

So denkt und spricht Joachim Gauck
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Foto: dpa, Wolfgang Kumm

33 Prozent sind allerdings der Meinung, dass er dies nicht schaffen wird. Das ergab der "Deutschlandtrend" von Infratest dimap im Auftrag des ARD-Morgenmagazins. Grünen-Fraktionschefin Renate Künast glaubt, dass Gauck dem Amt "Würde und Sinn" geben wird. "Ich hoffe, dass Joachim Gauck aus dem Amtssitz des Bundespräsidenten einen Ort der Debatte macht", sagte sie weiter. Er sei in der Lage zuzuhören und eigene Meinungen auch zu verändern. Fraktionschef Jürgen Trittin meinte, Gauck sei ein streitbarer Demokrat. Er trete für Freiheit in Verantwortung ein.
Dies sei "etwas anderes als Markt-Radikalismus".

Auch die Wirtschaft setzt große Hoffnungen in den früheren evangelischen Pastor aus dem Osten. "Er ist ein Fürsprecher der sozialen Marktwirtschaft", sagte der Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertages, Hans Heinrich Driftmann, "Handelsblatt Online". Der Direktor des Instituts der deutschen Wirtschaft in Köln, Michael Hüther, erhofft sich von Gauck Impulse für den Zusammenhalt in der Gesellschaft.

Der Platz auf der Ehrentribüne

Bei der Bundesversammlung am Sonntag wird Gauck zunächst auf der Ehrentribüne im Reichstag sitzen. Erst wenn er gewählt ist, soll er in den Plenarsaal herunter kommen, wie es am Freitag in der Bundestags-Pressestelle hieß. Der 72-Jährige wird von CDU, CSU, SPD, FDP und den Grünen unterstützt. Die von der Linken aufgestellte Gegenkandidatin Beate Klarsfeld sitzt dagegen gleich in den Reihen der Linken-Delegierten, zu denen sie selbst gehört.

Die Linke hofft dabei auf Stimmen für ihre Kandidatin auch aus anderen Parteien. "Frau Klarsfeld tritt nicht als eine Frau an, die die Politik der Linken vertritt, sondern als eigenständige Persönlichkeit", sagte Ex-Parteichef Oskar Lafontaine Lafontaine der Nachrichtenagentur dpa. Die Linkspartei kann 124 Wahlleute in die Bundesversammlung entsenden, ein Delegierter wird jedoch voraussichtlich wegen Krankheit fehlen.

Amtseinführung schon am Montag

Voraussichtlich am Montag soll der neue Bundespräsident in sein Amt eingeführt werden. Nach dpa-Informationen wird er dann die Amtsgeschäfte im Schloss Bellevue von Bundesratspräsident Horst Seehofer übernehmen, der seit dem Rücktritt Wulffs als Staatsoberhaupt amtiert. Am Nachmittag wird der Neue mit den Mitarbeitern des Präsidialamtes zusammentreffen.

Die Vereidigung des neuen Bundespräsidenten vor Bundestag und Bundesrat ist für den Freitag nächster Woche vorgesehen. Offiziell im Amt ist er aber bereits, sobald er die Wahl durch die Bundesversammlung am Sonntagnachmittag annimmt. Am Dienstag wird das neue Staatsoberhaupt in Leipzig erwartet und am Festakt zum 800-jährigen Bestehen des Thomanerchors teilnehmen.

Gauck stammt aus dem Osten, aber er ist dort deutlich weniger beliebt als im Westen. Nur 37 Prozent der Ostdeutschen würden dem früheren DDR-Bürgerrechtler an diesem Sonntag ihre Stimme geben, wenn der Bundespräsident direkt gewählt würde. In ganz Deutschland dagegen würde Gauck 46 Prozent der Stimmen erhalten, geht aus einer repräsentativen Umfrage des Instituts YouGov im Auftrag der "Bild"-Zeitung (Samstag) hervor.

(dpa)
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