Hitzeschutzplan des Gesundheitsministeriums Wie Lauterbach die Zahl der Hitzetoten halbieren will
Berlin · Die Sommer werden immer heißer. Gesundheitsminister Karl Lauterbach hat darauf reagiert und am Freitag dazu seine Fassung eines Hitzeschutzplans vorgestellt. Was in dem Papier steht, wie es nun weitergeht und warum Sozialverbänden die Maßnahmen nicht weit genug gehen.
Den Urlaub habe er auf jeden Fall genossen, bekräftigt Karl Lauterbach (SPD). Der Bundesgesundheitsminister hatte seine freien Tage unlängst in Italien verbracht und sich währenddessen über eine nach eigenen Worten spektakuläre Hitzewelle im Reiseland beklagt. Zurück in Berlin ist Lauterbach schon wieder mit Hitze konfrontiert. Genauer gesagt: mit dem Hitzeschutz für Deutschland. Nun legte er einen bereits vor längerem angekündigten Hitzeschutzplan vor.
Warum bekommt das Land einen Hitzeschutzplan?
Der Klimawandel mache das Auftreten von Hitzewellen immer wahrscheinlicher und gefährde außerdem die Gesundheit und das Leben Tausender Menschen, heißt es in dem Papier. Schätzungen gehen davon aus, dass es 2022 in Deutschland rund 8000 Hitzetote gab. In diesem Jahr seien bereits über 1500 Sterbefälle durch Hitze zu verzeichnen gewesen. Man befindet sich daher in einer „Bringschuld“, wie Lauterbach am Freitag erklärte. Frankreich verfüge bereits seit rund 20 Jahren über einen ähnlichen Plan. Die deutsche Version entspreche zu 80 Prozent der französischen, erklärte Lauterbach.
Welche Maßnahmen sind vorgesehen?
Zentral ist unter anderem wie Alte, Kranke, Kinder und Obdachlose geschützt werden könnten. Eine wichtige Rolle spielen die Hausärzte. Der Vorsitzende des Deutschen Hausärzteverbandes, Markus Beier, betonte bei der Vorstellung, dass insbesondere die persönliche Ansprache von Patienten wichtig sei. Individuell gebe es Fälle, in denen Patienten aufgrund falscher Annahmen zu wenig trinken – etwa bei einer Herzschwäche. Nach Lauterbachs Vorstellung sollen in Zukunft in möglichst vielen Arztpraxen und Pflegeeinrichtungen Plakate mit Verhaltenstipps bei Hitze aufgehängt werden. Zudem soll die Bevölkerung über den öffentlich-rechtlichen Rundfunk verstärkt über Hitze informiert werden.
Was ist das Ziel?
Lauterbachs Ziel ist klar: Die Zahl der Hitzetoten soll in diesem Jahr halbiert werden. Nach rund 8000 Hitzetote im vergangenen Jahr wolle man nun „unter 4000 Tote kommen“, sagte der Minister. Darüber hinaus sollen die Bevölkerung und insbesondere die vulnerablen Gruppen für Schutzmaßnahmen sensibilisiert werden. Angestrebt werden gezielte Warninformationen und eine Verbesserung der wissenschaftlichen Evidenz.
Wie geht es jetzt weiter?
Lauterbach betonte, dass es sich um die finale Version des Plans handle und dieser jetzt umgesetzt werden müsse. Ende September wolle man auswerten, wie erfolgreich die Maßnahmen gewirkt hätten. Darüber hinaus möchte Lauterbach weitere langfristige Projekte anstoßen. Zum Beispiel müssten Pflegeeinrichtungen und Krankenhäuser hitzeresistenter gemacht werden. Hierzu müsse aber etwa mit der Bauministerin gesprochen werden. Zudem stehe im Raum, für extreme Hitzetage direkte Warnungen per SMS oder über die Nina-Warn-App zu verschicken. Gespräche dazu mit dem Innenministerium stünden noch aus.
Wie reagiert die Opposition?
Die große Mehrheit der Bevölkerung fühle sich längst gut darüber informiert, wie man mit Hitze umgehen könne, sagte Tino Sorge, gesundheitspolitischer Sprecher der Unionsfraktion. „Darum ist der Alarmismus, den Minister Lauterbach zuweilen an den Tag legt, auch hier nicht angemessen.“
Und was sagen Sozialverbände zum Hitzeschutzplan?
„Die Initiative des Ministers ist gut, aber es müssen nun schnell konkrete Maßnahmen ergriffen werden“, teilte Werena Rosenke, Geschäftsführerin der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe, mit. „Wohnungslose Menschen müssen im öffentlichen Raum Zugang zu kostenfreiem Wasser, Duschmöglichkeiten und kühlen Räumlichkeiten erhalten“, sagte sie.
Verena Bentele, Präsidentin des Sozialverbands VdK, betont, der Hitzeschutzplan könne nur ein Anfang sein. „Es fehlen noch konkrete Maßnahmen, zum Beispiel wie in Altersheimen, Kindergärten, Schulen und Krankenhäusern gekühlte Räume eingerichtet werden könnten oder Seniorinnen und Senioren in städtischen Gebieten einen geeigneten Platz zur Abkühlung finden“, sagte sie.