Historische Reportage Als die Frauen den Reichstag drehten

Berlin · Wie die weiblichen Abgeordneten vor hundert Jahren in der ersten Wahlperiode des Reichstages agierten, worauf sie achteten und wie es ihnen gelang, Frauen als Schöffinnen durchzusetzen.

 Marie-Elisabeth Lüders bei der Konstitution des dritten Bundestags am 15.10.1957.

Marie-Elisabeth Lüders bei der Konstitution des dritten Bundestags am 15.10.1957.

Foto: Konrad Giehr / dpa

Im Plenarsaal geht es hoch her. Mit lauten „Oho“-Rufen reagieren an diesem 8. März nicht wenige Parlamentarier auf die Aufforderung der liberalen Abgeordneten Marie-Elisabeth Lüders: „Überlassen Sie doch bitte, meine Herren, endlich einmal die Sorge um unsere Sittlichkeit, um unser weibliches Empfinden uns Frauen selbst.“  Gerade hat ein rechter Abgeordneter an die aktuelle Einschätzung des Berliner Tagblatts erinnert, wonach die Einführung des Wahlrechts für Frauen zwei Jahre zuvor eine „romantische Verirrung“ gewesen sei. Wie schlagen sich die Frauen in dieser ersten Wahlperiode im Reichstag? Was beschäftigt sie vor genau hundert Jahren? Und wie setzen sie sich durch?