Regierungserklärung zum Ukraine-Krieg Deutschland verlässt die Komfortzone

Analyse | Berlin · Eine Zeitenwende, die der Republik viel abverlangen wird: Nichts anderes verkündet Kanzler Scholz im Bundestag. Deutschland will wegen des Ukraine-Kriegs massiv aufrüsten, um dauerhaft gegen Putin zu bestehen. Das bestätigt zwei Männer auf der Tribüne, die es schon lange besser wussten.

Der ukrainische Botschafter Andrij Melnyk wird im Deutschen Bundestag im Plenum bei der Sondersitzung aus Anlass des Krieges begrüßt.

Der ukrainische Botschafter Andrij Melnyk wird im Deutschen Bundestag im Plenum bei der Sondersitzung aus Anlass des Krieges begrüßt.

Foto: AP/Michael Sohn

Zwei Männer sitzen auf der Gästetribüne, die sich bestätigt fühlen dürfen. Joachim Gauck ist gekommen. Aufrecht sitzend genießt er Applaus und Anerkennung. Als er Bundespräsident war, mahnte Gauck schon 2014 zur Eröffnung der Münchener Sicherheitskonferenz, dass Deutschland aus seiner außenpolitischen Komfortzone heraus und die nach dem Weltkrieg genossene Friedensdividende seinen Verbündeten auch militärisch zurückzahlen müsse. Profipolitiker belächelten damals den Pfarrer und Bürgerrechtler aus Rostock. Ebenso erging es Andrij Melnyk. Der ukrainische Botschafter in Berlin wurde nicht müde, die Bundesregierung vor einem russischen Angriff seines Landes zu warnen. Vehement verlangte er deutsche Waffen zur Selbstverteidigung. Melnyk wurde im Außenministerium, aber auch im Kanzleramt lange als Nervensäge betrachtet. Nun erheben sich die Abgeordneten, die erstmals an einem Sonntag in Sondersitzung tagen, und jubeln Melnyk zu.