Not nimmt zu Hilfswerke verzeichnen zum Teil weniger Spenden

Berlin · Eigentlich brauchen die Helfer dringend mehr Geld, doch weil es weniger erschütternde Fernsehbilder von der Not der Menschen gab, bekam das Bündnis Aktion Deutschland hilft acht Millionen Euro weniger an Spenden.

 Die Not der Menschen in Sulawesi ließ die Deutschen Ende Dezember auch wieder mehr spenden.

Die Not der Menschen in Sulawesi ließ die Deutschen Ende Dezember auch wieder mehr spenden.

Foto: dpa/Yusuf Wahil

Hoffnungen auf eine deutliche Steigerung der Spendenbereitschaft in Deutschland haben sich nicht für alle Hilfswerke erfüllt. So hatte die „Aktion Deutschland hilft“, ein Zusammenschluss von 23 Organisationen, bis Jahresende einen Spendeneingang von 35,3 Millionen Euro. Im Jahr zuvor waren es noch 43,3 Millionen gewesen. Das Deutsche Rote Kreuz verzeichnete mit rund 35 Millionen Euro fast denselben Wert wie zuvor, allerdings verbunden mit einer „Tendenz zum Rückgang“.

Der DRK-Spendenexperte Marc Groß führt das auch darauf zurück, dass es im Jahr 2018 keine größeren Katastrophen gegeben habe, die das Spendenverhalten beeinflusst hätten. „Allerdings ist der Bedarf an Spenden erheblich gestiegen“, unterstrich Groß. Die Extremwettersituationen hätten weltweit deutlich zugenommen, und damit auch die Not der Menschen. Auch gebe es keine Entwarnung bei den internationalen Dauerkonflikten. „Je länger die Krisen anhalten, desto weniger sind sie aber im Bewusstsein der Menschen verankert“, stellt Groß fest. Allein im Jemen seien 22 Millionen Menschen auf humanitäre Hilfe angewiesen, und 2,9 Millionen Kinder und Frauen akut unterernährt..

Für das Aktionsbündnis der 23 Hilfsorganisationen stellen die im Jahresvergleich um acht Millionen Euro gesunkenen Eingänge immer noch ein „sehr gutes Spendenergebnis dar“, wie Sprecherin Birte Steigert erläutert. Bei der Spendenentwicklung gebe es große Schwankungen. So sei der Dezember der stärkste Monat gewesen, nachdem die Auswirkungen des Taifuns in Indonesien bekannt geworden seien. In diesem Zusammenhang habe die Aktion auch im Januar noch zahlreiche Spenden erhalten. Steigert sieht einen generellen Trend: „Immer weniger spenden immer mehr.“

Zu einem ähnlichen Befund war die Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) in einer Untersuchung für den Deutschen Spendenrat gekommen. In den ersten neun Monaten des vergangenen Jahres habe die Anzahl der Spender erneut unter der des Vorjahres gelegen und mit 16,5 Millionen Personen nun nur noch 24,5 Prozent der Bevölkerung über zehn Jahren betragen - nach 17 Millionen im Jahr 2017. In den ersten drei Quartalen lag das Spendenvolumen laut GfK bei 3,3 Milliarden (plus 6,6 Prozent).

Das Hilfswerk Brot für die Welt rechnet ebenfalls mit einem Plus, und zwar mit drei bis vier Prozent bei den Spenden und zwei Prozent bei den Kollekten. Im Vorjahr hatte es 61,8 Millionen durch Spenden und Kollekten erhalten.

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