Masern-Ausbruch Impfung: AOK-Chef appelliert an Eltern
Berlin · Der Ärztepräsident Frank Ulrich Montgomery spricht sich für eine Impfpflicht aus.
Eine Impfpflicht soll es trotz des schweren Berliner Masern-Ausbruchs vorerst nicht geben. Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) setzt auf Aufklärung. Die bestehende Impflücke müsse geschlossen werden. "Wenn das nicht gelingt, ist eine Impfpflicht kein Tabu, aber sie steht jetzt nicht an." Ärztepräsident Frank Ulrich Montgomery sagte: "Aus medizinischen Gründen spricht alles für eine solche Pflicht."
Nach Angaben der Berliner Gesundheitsverwaltung ist ein Kleinkind an den Folgen einer Masern-Erkrankung gestorben. Der Junge war nicht gegen die Virus-Erkrankung geimpft. Eigentlich sollten die Masern in Deutschland in diesem Jahr ausgerottet sein. Dazu hatte sich Deutschland gegenüber der Weltgesundheitsorganisation verpflichtet. Das heißt, es dürften nicht mehr als 80 Fälle pro Jahr auftreten. In Berlin wurden allein von Oktober 2014 bis Januar 2015 mehr als 370 Fälle der schweren Viruserkrankung gemeldet.
Die Frage, ob Deutschland eine Impfpflicht braucht, wurde auch beim schweren Masern-Ausbruch 2006 diskutiert, der seinen Schwerpunkt in Duisburg hatte. Damals erkrankten mehr als 1700 Kinder, zwei starben. Das Präventionsgesetz, das in diesem Jahr vom Bundestag verabschiedet werden soll, sieht bereits strengere Regeln vor. Künftig muss für die Aufnahme in eine Kita ein Nachweis über eine ärztliche Impfberatung vorgelegt werden. Das heißt, Eltern werden ihre Kinder weiter ungeimpft lassen können, dürfen diese Entscheidung aber nicht mehr unwissend treffen. Zudem soll bei Untersuchungen von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen der Impfstatus überprüft werden.
Auch die Krankenkassen raten dringend zu Impfungen. Der Chef des AOK-Bundesverbandes, Jürgen Graalmann, appellierte an die Eltern: "Wenn es um das Leben von Kindern geht, die noch nicht allein entscheiden können, sollten wir auch einmal aufhören zu diskutieren und uns an das halten, was uns Medizin und Wissenschaft lehren." Eine Krankheit, die schwerwiegende Schäden zufügen und als Spätfolge im Erwachsenenalter eine Hirnhautentzündung verursachen könne, dürfe nicht bagatellisiert werden.