Philipp Rösler Herkulesaufgabe für den Hoffnungsträger

Berlin (RPO). Misst man Philipp Rösler an seinen eigenen Aussagen, ist die glänzend gestartete Karriere des neuen FDP-Gesundheitsministers früher vorbei, als es seiner Partei lieb sein dürfte. Denn mit 45 Jahren wolle er sich aus der Politik zurückziehen, versprach er 2003. Das wäre also bereits im Jahr 2018. Bis dahin kommt auf das Nesthäkchen des neuen Kabinetts allerdings noch einige Arbeit zu. Am Montag ging der 36-Jährige gleich in die Offensive.

Die FDP feiert sich und ihren Vorsitzenden
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In einem Interview zum Wochenstart versuchte Rösler offenbar Druck zu machen. Er wolle die Gesundheitsreform zum "Markenzeichen" von Schwarz-Gelb machen, kündigte Rösler vollmundig in der "Bild"-Zeitung an. Die Koalition müsse ein neues System aufbauen, das für über 80 Millionen Menschen in Deutschland "robust und gerecht" funktioniere. Nach liberalen Vorstellungen kann das nur ohne den umstrittenen Gesundheitsfonds funktionieren.

Der liberale Hoffnungsträger hat das wohl schwierigste Projekt der kommenden vier Jahre vor der Brust. Denn bei keinem anderen Vorhaben gehen die Vorstellungen von Union und FDP derart weit auseinander wie bei der Gesundheit. CSU-Chef Horst Seehofer bekräftigte am Montag, in der Gesundheitspolitik ändere sich zunächst gar nichts. Wenn die geplante Regierungskommission 2010 ihre Arbeit aufnehme, dann werde lediglich "die langfristige Gesundheitspolitik definiert".

Streit um Gesundheitsfonds

Der künftige Kanzleramtschef Ronald Pofalla stellte sich indes hinter den Gesundheitsfonds. "Wir sind der Überzeugung, dass der Gesundheitsfonds der richtige Weg ist, weil ja hier über 160 Milliarden Euro eingesammelt werden und ausgezahlt werden — und das mit 21 Mitarbeitern", sagte er in der ARD-Sendung "Bericht aus Berlin". Es gebe überhaupt keine bürokratieärmere Einrichtung als den Gesundheitsfonds. Weiter auseinander können Zielvorstellungen zwischen CDU, CSU und FDP also nicht liegen.

Beobachter spekulieren, dass ein Nesthäkchen wie Rösler der CDU-Chefin auf dem Ministerposten durchaus Recht sein könnte. Zwar könnte der unverbraucht wirkende und erfrischend auftretende Rösler schnell zum heimlichen Star des Kabinetts werden und damit dem nur ein Jahr älteren Karl Theodor zu Guttenberg (CSU) den Rang ablaufen. Fraglich bleibt jedoch, ob sich Rösler in der heißen Entscheidungsphase ab 2011 tatsächlich gegen eine machtbewusste Kanzlerin durchsetzen kann. Auch Guttenberg wird vorgeworfen, seiner immensen Popularität zum Trotz realpolitisch nur wenig Einfluss genommen zu haben.

Philipp Rösler liebt klare Worte

Ob es Rösler besser gelingt, seine Ziele durchzusetzen, bleibt abzuwarten. Der niedersächsische Wirtschaftsminister gilt als unabhängiger, gradliniger Mann, der Konflikte und klare Worte nicht scheut. Rückendeckung von seinem Partei-Chef scheint im sicher. "Er hat genau den neuen Schwung, den man in der alten verkorksten Gesundheitspolitik braucht, um ein besseres Ergebnis zu erreichen", lobte Westerwelle bereits am Samstag. Dabei hatte sein Schützling eigentlich andere Ziele.

Eigentlich wollte Rösler gar nicht in die Bundespolitik. Er fühle sich in Hannover sehr wohl, erklärte er mehrfach. Sein Platz sei in Niedersachsen bei seinen ein Jahr alten Zwillingen und seiner Frau. Erst im Februar war Rösler als Wirtschaftsminister in das Landeskabinett in Hannover eingezogen. Das Mitglied im Zentralkomitee der Katholiken wurde Nachfolger seines Parteifreundes Walter Hirche, der sich aus Altersgründen zurückzog. Bis dahin hatte er auch den Vorsitz der FDP-Landtagsfraktion inne.

Bemerkenswerter Lebenslauf

Rösler hat einen bemerkenswerten Lebenslauf: Er wurde im Februar 1973 in Vietnam geboren und als neun Monate altes Baby von seinen deutschen Eltern adoptiert. Er wuchs in Hamburg, Bückeburg und Hannover auf. An der Medizinischen Hochschule Hannover absolvierte er auch sein Studium und wurde danach Sanitätsoffizier bei der Bundeswehr.

Der FDP gehört Rösler seit 1992 an. Binnen vier Jahren stieg er in der Partei zum niedersächsischen Landeschef der Jungen Liberalen auf. Weitere vier Jahre später, im Jahr 2000, wurde Rösler von Hirche zum Generalsekretär der niedersächsischen FDP berufen. Als die FDP 2003 in den niedersächsischen Landtag zurückkehrte und dort eine Koalition mit der CDU bilden konnte, übernahm Rösler den Vorsitz der Landtagsfraktion. Er gehört seit 2005 auch dem Bundespräsidium seiner Partei an.

(AP/csi)
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