Deutsch-belgische Vereinbarung Hendricks dämpft Erwartungen an Atomabkommen

Köln/Brüssel · Seit Jahren sorgen die Atomkraftwerke Tihange und Doel für schlechte Stimmung zwischen Deutschland und Belgien. Nun soll die Zusammenarbeit bei der nuklearen Sicherheit verbessert werden. Umweltministerin Hendricks ist wenig zuversichtlich.

 Das belgische Atomkraft Tihange steht seit längerer Zeit in der Kritik.

Das belgische Atomkraft Tihange steht seit längerer Zeit in der Kritik.

Foto: dpa, obe fdt fpt tmk

Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) hat kurz vor der Unterzeichnung des deutsch-belgischen Atomabkommens die Erwartungen gedämpft. "Ich kann jetzt nicht damit die Stilllegung von Tihange und Doel durchsetzen, auch wenn ich es gern tun würde", sagte sie im WDR5-Interview.

Hendricks will das Abkommen zur Reaktorsicherheit am Nachmittag in Brüssel unterzeichnen. Damit soll die Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Belgien in Fragen der nuklearen Sicherheit geregelt werden. Es sieht unter anderem die Einrichtung einer regelmäßig tagenden Kommission vor.

In Nordrhein-Westfalen und vor allem in den Regionen an der belgischen Grenze gibt es große Sorgen wegen der belgischen Atomkraftwerke Tihange 2 und Doel 3. In den Anlagen sind vor einigen Jahren Haarrisse in den Reaktorbehältern entdeckt worden. Hendricks fordert, die Meiler solange vom Netz zu nehmen, bis jegliche Sicherheitsbedenken ausgeräumt sind. Zuletzt hatte die belgische Atomaufsichtsbehörde Zweifel am Brandschutz in Tihange geäußert.

Allerdings dämpfte die Ministerin im WDR die Erwartungen, was eine Abschaltung der Atomreaktoren betrifft. "Ja natürlich. Wir haben die Belgier aufgefordert das zu tun, aber mehr als eine - ich sag mal - Aufforderung oder begründete Bitte können wir leider nicht äußern", erläuterte sie. Denn es sei in der alleinigen Verantwortung des belgischen Staates, für seine Energieversorgung und deren Sicherheit zu sorgen.

Das deutsch-belgische Abkommen sehe insbesondere einen besseren Informationsaustausch vor. Es ermögliche auch deutschen Experten Einblicke in die umstrittenen belgischen Kernkraftwerke.

Tihange bei Lüttich liegt rund 60 Kilometer südwestlich von Aachen. Die Regionsverwaltung hat mit Unterstützung des Landes Nordrhein-Westfalen vor einem belgischen Gericht gegen den weiteren Betrieb von Tihange geklagt.

(crwo/dpa)
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