Kommentar Hauen und Stechen in der Union

Saarbrücken · Der wichtige Auftritt vor der Jungen Union in Saarbrücken ist Annegret Kramp-Karrenbauer geglückt - und das, obwohl sie vorher nichts mehr richtig zu machen schien.

Foto: dpa/Harald Tittel

Markus Söder ist ein schwerer Patzer unterlaufen, und keiner regt sich auf. Zu Recht, denn der CSU-Chef hat versehentlich gesagt, dass in Halle erstmals wieder ein Jude ermordet wurde. Es war aber ein Attentat vor einer Synagoge, bei dem zwei Menschen erschossen wurden, die keine Juden waren. Es wäre absurd, Söder Täuschung zu unterstellen.

Der angeschlagenen CDU-Vorsitzenden Kramp-Karrenbauer wäre es da sicher anders ergangen. Ihr ist „verbale Entgleisung“ und Verharmlosung vorgeworfen worden, weil sie die mörderische Tat in Halle ein „Alarmzeichen“ nannte. Wer sich dafür interessiert, wie sie zum Judentum steht, hätte wissen können, dass sie seit Jahren vor Neonazis warnt.

Aber Kramp-Karrenbauer hat derzeit keinen guten Lauf, sie hat Fehler gemacht, unglücklich agiert und andere nicht mehr begeistern können. Wenn Politiker einmal in ein Loch gefallen sind, haben sie es schwer, wieder herauszukommen. Doch vermeintlich aussichtslose Lagen wecken Kramp-Karrenbauers Kampfgeist. Der wichtige Auftritt vor der Jungen Union ist ihr geglückt, obwohl sie vorher nichts mehr richtig zu machen schien.

Dafür, wie gnadenlos das politische Geschäft ist, hat die JU Anschauungsunterricht geliefert. Jens Spahn war immer ihr Held. Der Widersacher der Kanzlerin, der Konservative. In Saarbrücken mahnt er staatstragend Zusammenhalt an. Der Beifall für ihn: mau.

Es war absehbar, dass die CDU ins Wanken kommt, wenn die Ära Merkel zu Ende geht. Wer Kanzlerkandidat wird, ist noch lange nicht entschieden. Auf die Partei kommt ein harter Konkurrenzkampf zu. Attraktiv macht sie das nicht. In unübersichtlichen Zeiten wie diesen sehnen sich die Menschen nach Stärke und Sicherheit und nicht nach Hauen und Stechen.

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