„Hart aber fair“ zu Merkels Rückzug „Der Spahn ist mir ein Traumkandidat als Gegner“

Düsseldorf · Bei „Hart aber fair“ weint Merkel niemand eine Träne nach. Stattdessen diskutieren Plasbergs Gäste über mögliche Nachfolger. SPD-Vize Stegner hat einen Favoriten - er glaubt, auch seine Partei könnte profitieren.

 Frank Plasberg (r.) diskutierte mit seinen Gästen über mögliche Merkel-Nachfolger.

Frank Plasberg (r.) diskutierte mit seinen Gästen über mögliche Merkel-Nachfolger.

Foto: ARD / Hart aber fair / Screenshot

Darum ging es „Heute hat die Nach-Merkel-Zeit begonnen“, sagt Moderator Frank Plasberg zu Beginn der Sendung. Wenige Stunden vorher hat Kanzlerin Angela Merkel das Ende ihrer politischen Karriere angekündigt: Im Dezember will sie als Vorsitzende der CDU aufhören, spätestens 2021 auch als Kanzlerin. „Was bedeutet das für die Regierung und für die Koalitionspartner CDU, CSU und SPD?“, fragt Plasberg in die Runde (hier können Sie Sendung noch einmal sehen)

Gäste

  • Paul Ziemiak, CDU, Bundesvorsitzender Junge Union
  • Ralf Stegner, SPD, stellvertretender Parteivorsitzender
  • Annalena Baerbock, Bündnis 90/Grüne, Parteivorsitzende
  • Robin Alexander, Journalist, „Die Welt“
  • Werner Hansch, Sportreporter

Frontverlauf

In Plasbergs Runde bedauert niemand den angekündigten Rückzug von Angela Merkel. „Menschen, die zu oft ihre Nase in die Mattscheibe halten, verbrennen“, meint Sportmoderator Werner Hansch. JU-Chef Ziemiak jubelt: „Es ist ein guter Tag für die CDU.“ Nach 18 Jahren Merkel an der CDU-Spitze wollten die jüngeren Parteimitglieder nun über die Zeit nach ihr sprechen wollten. Aber wer wird ihr Nachfolger? Es droht eine Kampfkandidatur zwischen Annegret Kramp-Karrenbauer und Jens Spahn, und Friedrich Merz tritt vielleicht auch an. Die CDU dürfte bis zur Entscheidung auf dem Parteitag im Dezember nicht zur Ruhe kommen.

Sportmoderator Hansch ist deshalb enttäuscht, dass Merkel die Nachfolge nicht geklärt hat. Der Chef eines Unternehmens hätte bestimmt, wer den Betrieb künftig führen soll, mosert der 80-Jährige, der alle Kanzler der Bundesrepublik erlebt hat. Ziemiak widerspricht vehement. Merkel sollte sich aus der Nachfolgedebatte heraushalten. „Wir sind nicht in einer Monarchie.“ Aber wen hätte er denn gern als Merkels Nachfolger, fragt Plasberg den JU-Chef und zählt die möglichen Kandidaten auf. Ziemiak weicht aus. „Das ist eine tolle Auswahl.“

Dagegen hat SPD-Partei-Vize Stegner einen Favoriten: „Der Spahn ist mir ein Traumkandidat als Gegner.“ Denn die Menschen hätten in der Merkel-Ära den Eindruck bekommen, dass sich CDU, CSU und SPD kaum noch unterscheiden würden. „Das ist ein Problem“, sagt Stegner. „Die AfD wird besser bekämpft, wenn sich die Parteien besser unterscheiden.“ Deshalb wünsche er sich einen „kernigen, konservativen Vorsitzenden der Union“, damit die Unterschiede zwischen CDU und SPD wieder deutlicher würden. „Aber die Union wird nicht auf uns hören.“

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Foto: dpa/Michael Kappeler

Der „Welt“-Journalist Alexander wundert sich darüber, „wie weit die Debatte schon verrutscht ist“, wenn jemand wie Jens Spahn als konservativ gelte. Schließlich sei er mit einem Mann verheiratet und habe sich als Gesundheitsminister beim Thema Organspende gerade erst für die Widerspruchslösung ausgesprochen - „ein klassischer Vorschlag der Linken“. Wenn also jemand wie Jens Spahn als „ganz schlimm konservativ“ beschrieben werde, „finde ich das erstaunlich“, sagt Alexander. Was aber daran liege: Alle drei - also auch Merz und Kramp-Karrenbauer - seien eben „mehr CDU als Merkel“. Und deshalb werde die Partei von einem neuen Vorsitzenden profitieren, glaubt der Journalist. „Das kann dem Laden wirklich gut tun. Es hilft doch nichts, wenn die CDU-Vorsitzende ständig mit der SPD oder den Grünen verwechselt wird.“

Aber wie lange bleibt Merkel noch Kanzlerin, fragt Plasberg seine Gäste. Tatsächlich bis 2021, wie sie es angekündigt hat? Oder geht sie früher? „Das muss Angela Merkel für sich entscheiden“, meint Grünen-Chefin Barbock. „Bis nach den Wahlen im nächsten Jahr in Brandenburg und Sachsen“, meint Hansch. „Ein halbes Jahr“, sagt Journalist Alexander. „Ein bisschen länger“, glaubt Stegner. „Bis wir eine neue Regierung haben“, sagt diplomatisch JU-Chef Zimiak.

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