Oberster Terrorfahnder Deutschlands Harald Range wird Generalbundesanwalt

Hannover (RPO). An Selbstbewusstsein fehlt es dem neuen Generalbundesanwalt nicht. Als Harald Range Anfang des Jahres einen Rückblick auf zehn Jahre an der Spitze der Generalstaatsanwalt Celle wagte, bezeichnete er die eigene Behörde als "niedersächsische Quelle für den staatsanwaltschaftlichen Führungsnachwuchs".

 Harald Range wird neuer Generalbundesanwalt.

Harald Range wird neuer Generalbundesanwalt.

Foto: dpa, dpa

Tatsächlich genießt der 63-Jährige, der einst von Landes-Justizminister Christian Pfeiffer (SPD) nach Celle berufen worden war, auch hohes Ansehen bei der heutigen CDU/FDP-Landesregierung. Ministerpräsident David McAllister (CDU) lobte ihn am Freitag als "qualifizierten und erfahrenen Strafverfolger mit Profil".

In Fachkreisen gilt Range, dessen Berufung zum Chef der Bundesanwaltschaft nun auch der Bundesrat zustimmte, als bestens vernetzt - nicht nur auf nationaler Ebene sondern als langjähriger Präsident des Koordinierungsbüros der Konferenz der Europäischen Generalstaatsanwälte auch international. Für den Linken-Rechtsexperten Wolfgang Neskovic ist er zwar nur eine Verlegenheitslösung, nachdem Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) mit ihrem ersten Vorschlag, dem Stuttgarter Regierungspräsidenten Johannes Schmalzl, gescheitert war. "Er steht kurz vor der Pensionierung und wird das Amt voraussichtlich nur eineinhalb Jahre ausüben", kritisierte Neskovic.

Aber auch der Linken-Politiker bestreitet nicht die fachliche Eignung Ranges, der sich unmittelbar nach seiner einstimmige Wahl durch den Bundesrat am Freitag freute: "Die breite Zustimmung des Bundeskabinetts und der Landesregierungen zu meiner Nominierung für das Amt des Generalbundesanwalts macht mich stolz." Nun wird er also oberster Terroristenfahnder der Bundesrepublik und steht damit unter permanenter Beobachtung. Aber die Öffentlichkeit scheut er ohnehin nicht.

FDP-Mann mischt sich gerne ein

Range, der ein FDP-Parteibuch besitzt, mischt sich gerne ein, auch mit umstrittenen Thesen. So hält er eine Herabsetzung der Strafmündigkeit von jetzt 14 auf zwölf Jahre für "erwägenswert". Früh forderte er, den Gerichten im Umgang mit jugendlichen Straftätern neue Sanktionsmöglichkeiten an die Hand zu geben, etwa einen Arrest zusätzlich zur Bewährungsstrafe als "Schuss vor den Bug". Von ihm stammte bei der Fußballweltmeisterschaft 2006 in Deutschland die "Null-Toleranz-Strategie", die auf internationale Zusammenarbeit setzte und darauf, Hooligans nach Straftaten umgehend auszuweisen.

Für sein langjähriges Engagement beim Aufbau von Rechtssystemen in Osteuropa zeichnete ihn der polnische Justizminister 2005 mit dem Ritterkreuzorden für besondere Verdienste in der justiziellen Zusammenarbeit zwischen den beiden Staaten aus. Geschätzt wird er auch von den Mitarbeitern der Staatsanwaltschaften im Bereich der Celler Generalstaatsanwaltschaft, der größten in Deutschland. Range stellte sich mehrfach hinter Staatsanwälte, die in den Medien massiv kritisiert wurden.

So verteidigte Range auch die Staatsanwaltschaft Verden, die in einem Rocker-Prozess 2008 einen Deal machte, an dessen Ende nur wenige Haft- und umso mehr Bewährungsstrafen standen. "Wer das Rockermilieu kennt, der weiß, wie schwer es ist, in einem solchen Umfeld überhaupt an beweiskräftige Zeugenaussagen zu gelangen", sagte er damals. Und warnte er, die Behörden würden die Täter mit Bewährungsstrafen genau beobachten und geringste Verfehlungen "zum Anlass nehmen, sie zu ihren Kumpanen ins Gefängnis zu schicken".

Range wurde in Göttingen geboren, studierte Rechtswissenschaften in Göttingen und Bonn, ist verheiratet und hat zwei Kinder. Er trat 1971 in den Landesdienst ein, war Staatsanwalt und Richter, zwischen 1989 und 2001 arbeitete er als Abteilungsleiter im Justizministerium, seit Anfang 2001 steht er an der Spitze der Celler Behörde. Die Zeit bis zur vorgesehenen Amtsübernahme am 17. November will er nun nutzen, "um mich intensiv auf die neue Aufgabe vorzubereiten".

(AFP/felt)
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