Urteilspruch verschoben Hamburger Terrorprozess: Geheimnisvoller Zeuge aufgetaucht

Hamburg (rpo). Neue Überraschung im Hamburger Terrorprozess gegen den Marokkaner Abdelghani Mzoudi. Die Urteilsverkündung im zweiten Hamburger El-Kaida-Prozess ist überraschend verschoben worden. Ursprünglich sollte sie am Donnerstag stattfinden.

<P>Hamburg (rpo). Neue Überraschung im Hamburger Terrorprozess gegen den Marokkaner Abdelghani Mzoudi. Die Urteilsverkündung im zweiten Hamburger El-Kaida-Prozess ist überraschend verschoben worden. Ursprünglich sollte sie am Donnerstag stattfinden.

Mit der Ankündigung eines geheimnisvollen Zeugen hat die Bundesanwaltschaft in letzter Minute das Ende des zweiten Hamburger Terrorprozesses hinausgezögert. Die für (den morgigen) Donnerstag angesetzte Urteilsverkündung wurde verschoben, wie das Oberlandesgericht am Mittwoch mitteilte. Grund ist ein neuer Zeuge, der angeblich erstmals Angaben zur Einbindung des Angeklagten Abdelghani Mzoudi in die Anschlagsvorbereitungen machen will.

Verhandlungspause beantragt

Um die Glaubwürdigkeit des Mannes zu überprüfen, beantragte die Bundesanwaltschaft eine Verhandlungspause von 30 Tagen. Das Gericht will am Donnerstagnachmittag darüber entscheiden.

Zunächst lud der Vorsitzende Richter Klaus Rühle für (den morgigen) Donnerstag zwei Vernehmungsbeamte und einen Bundesanwalt als Zeugen, um Näheres über den Mann zu erfahren. Die Bundesanwaltschaft, die dem Zeugen Vertraulichkeit zusicherte, übermittelte dem Gericht und den anderen Prozessbeteiligten am Mittwoch das Vernehmungsprotokoll vom 19. Januar. Nach Informationen der Verteidigerin Gül Pinar behauptet der Zeuge, iranischer Auslandsspion gewesen zu sein und schon vor dem 11. September von den Anschlagsplänen gewusst zu haben.

Demnach erklärte der Mann in seiner Vernehmung, das Terrornetzwerk El Kaida wolle Mzoudi "liquidieren", weil es vermute, dass Mzoudi mit den deutschen Behörden zusammenarbeite. Aus Telefonaten mit Iran will der Zeuge wissen, dass Mzoudi sich mit Codes gut auskenne und daher für Informationsaustausch zuständig gewesen sein soll. Außerdem habe der Zeuge erklärt, schon vor den Anschlägen vom 11. September von den Plänen gewusst zu haben. Er habe damals versucht, die amerikanischen Behörden zu warnen, sei aber nicht ernst genommen worden.

Nebenklage spricht von Sensation

Der Nebenklage-Anwalt Ulrich von Jeinsen wertete das Auftauchen des Mannes als "Sensation". Erstmals gebe es einen Zeugen, der von der direkten Einbindung Mzoudis in die Anschlagsplanungen spreche.

Das Gericht will den Angaben zufolge erst nach den Vernehmungen am Donnerstag entscheiden, ob es tatsächlich eine 30-tägige Verhandlungspause einlegt. Nächster regulärer Fortsetzungstermin der Verhandlung wäre der 29. Januar. An diesem Tag will sich außerdem der Bundesgerichtshof mit dem Revisionsverfahren im Fall Mounir El Motassadeq beschäftigen. Der Landsmann Mzoudis war vor einem Jahr wegen der gleichen Vorwürfe - Beihilfe zum Mord in über 3.000 Fällen und Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung - zu 15 Jahren Gefängnis verurteilt worden.

Mzoudi steht seit August vor dem Oberlandesgericht, weil er nach Überzeugung der Anklage als Mitglied der Hamburger Terrorzelle um den Todespiloten Mohammed in die Anschlagsvorbereitungen eingebunden gewesen sein soll. Das Gericht hatte im Dezember überraschend den Haftbefehl gegen Mzoudi aufgehoben, weil es eine durch das Bundeskriminalamt übermittelte anonyme Zeugenaussage als entlastend wertete. Bei dem Zeugen handelte es sich höchstwahrscheinlich um den mutmaßlichen Terrorplaner Ramzi Binalshibh, dessen Vernehmung die USA zuvor strikt verweigert hatten.

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