Pfälzer Landesfürst Beck wiedergewählt "Hallo Kurt, schön, dass du hier bist"

Mainz (RPO). Balsam für Kurt Becks wunde Seele: Eine Woche nach seinem bitteren Rücktritt durfte der ehemalige SPD-Chef wieder in der Menge baden. Die Delegierten auf dem Landesparteitag der rheinland-pfälzischen SPD begrüßten ihn mit warmen Worten. "Hallo Kurt, schön, dass du hier bist", hieß es auf den Transparenten oder: "Willkommen hier in Rheinland-Pfalz." Bei der Neuwahl zum Landesvorsitzenden erhielt Beck ein Traumergebnis. Und er ließ es sich nicht nehmen, noch einmal ordentlich auszuteilen.

Chronik: Führungskrise der SPD
Infos

Chronik: Führungskrise der SPD

Infos
Foto: ddp

Der Bundespolitik war er den Umgangsstil eines "Wolfsrudels" vor: Er werde sich von niemandem einreden lassen, dass ein solcher Umgangsstil in der Politik Vorteile bringe, sagte Beck auf dem Landesparteitag der rheinland-pfälzischen SPD am Samstag in Mainz: "Wir sollten ihn überwinden."

Beck warnte die eigene Partei davor, im Umgang mit den Medien ein Bild permanenten Streits zu bieten. Politiker sollten sich nicht dazu hergeben, "in der Arena Kämpfe auszuführen und es anderen zu überlassen, ob der Daumen hoch- oder runtergeht", sagte der ehemalige SPD-Bundesvorsitzende: "Wir sollten aufhören, uns etwas vorzuspielen, sonst ist wirkliche Politik am Ende angelangt." Beck hatte Indiskretionen aus der eigenen Partei für seinen Rücktritt verantwortlich gemacht.

Minutenlanger Beifall

Die 415 Delegierten des Landesparteitags feierten den Ministerpräsidenten mit frenetischem Jubel und minutenlangem Beifall. "Danke, Kurt" war auf Transparenten zu lesen. Beck wurde mit 409 von 411 gültigen Stimmen als Landesvorsitzender im Amt bestätigt. Dies entspricht einer Zustimmung von 99,5 Prozent.

Zahlreiche Parteitagsredner kritisierten den Umgang der Bundes-SPD mit Beck. Viele rheinland-pfälzische Sozialdemokraten hätten nach dem Rücktritt des Bundesvorsitzenden "Wut im Bauch", sagte der Wormser Oberbürgermeister Michael Kissel. Die SPD-Bundestagsabgeordnete Doris Barnett sagte , es sei "ein einmaliger, ein unverschämter Vorgang", wie Beck aus dem Amt gedrängt worden sei. "Den Wertevorstellungen der Partei hat nicht entsprochen, was da am vergangenen Wochenende abgegangen ist", sagte auch der rheinland-pfälzische DGB-Vorsitzende Dietmar Muscheid.

Parteitag von Pannen überschattet

Die rheinland-pfälzischen Sozialdemokraten bestätigten neben Beck auch die übrigen Mitglieder der engeren Führungsriege. Bildungsministerin Doris Ahnen wurde mit 86,4 Prozent als stellvertretende Parteivorsitzende wiedergewählt. Wirtschaftsminister Hendrik Hering erhielt als Stellvertreter 91,1 Prozent und die Landrätin des Kreises Südliche Weinstraße, Theresia Riedmaier, 88,2 Prozent. Auch Generalsekretärin Heike Raab und Schatzmeister Günther Ramsauer wurden in ihren Ämtern bestätigt.

Der Parteitag war mehrfach von Pannen überschattet. So kam es während der Rede Becks zu einem Kurzschluss, worauf im Deckenbereich der Parteitagshalle ein kleineres Feuer ausbrach und der Saal vorübergehend geräumt wurde. Die Wahl Becks musste zweimal durchgeführt werden, weil das zunächst eingesetzte elektronische Abstimmungssystem versagte. Daraufhin wurde die Wahl des Landesvorsitzenden mit Papier und Kugelschreiber wiederholt.

(afp)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort