Halle-Prozess Zeuge schildert Flucht vor dem Attentäter aus Döner-Imbiss

Magdeburg · Ein Zeuge hat im Prozess um den rechtsterroristischen Anschlag von Halle geschildert, wie er dem Attentäter entkommen ist. Der frühere Professor hatte im Döner-Imbiss gegessen, als der Terrorist angriff.

 Eine Justizbeamtin des Besonderen Sicherheits- und Revisionsdienstes (BSRD) sichert den Saal im Landgericht zu Beginn des elften Prozesstages gegen den Attentäter von Halle.

Eine Justizbeamtin des Besonderen Sicherheits- und Revisionsdienstes (BSRD) sichert den Saal im Landgericht zu Beginn des elften Prozesstages gegen den Attentäter von Halle.

Foto: dpa/Ronny Hartmann

Im Prozess um den rechtsterroristischen Anschlag von Halle hat ein Zeuge geschildert, wie er dem Attentäter entkommen ist. Der 57-Jährige hatte gerade in dem Döner-Imbiss zu Mittag gegessen, als der Terrorist den Laden angriff. Als die ersten Schüsse im Schaufenster des Ladens einschlugen, habe er zunächst gar nicht begriffen, was vor sich gegangen sei. Er sei als Naturwissenschaftler völlig fasziniert von dem zersplitternden Glas gewesen, sagte der frühere Professor, der wegen einer Konferenz in Halle gewesen war. Als der Attentäter dann den Laden betrat, habe ein anderer Gast gerufen: „Raus hier, der erschießt uns sonst alle.“

Daraufhin sei er in den hinteren Bereich des Imbisses in einen Lagerraum geflohen, dort aus einem Fenster geklettert und so in den Innenhof des Hauses gelangt. Erst dort sei ihm bewusst geworden, in welcher Gefahr er sich befand. Dass der Täter, wie auf dem Tatvideo zu sehen ist, versucht hatte, auch auf ihn zu schießen, hatte der Mann nach eigener Aussage gar nicht bemerkt.

Seit Juli läuft vor dem Oberlandesgericht Naumburg der Prozess um den Anschlag. Aus Platzgründen findet das Verfahren in den Räumen des Landgerichts Magdeburg statt. Der Angeklagte, der 28-jährige Sachsen-Anhalter Stephan Balliet, gestand zu Prozessbeginn, am 9. Oktober 2019 schwer bewaffnet versucht zu haben, die Synagoge von Halle zu stürmen und ein Massaker anzurichten. Darin feierten gerade 52 Menschen den höchsten jüdischen Feiertag Jom Kippur. Der Attentäter scheiterte jedoch an der Tür, erschoss daraufhin eine Passantin, die zufällig an der Synagoge vorbei kam. Daraufhin fuhr er weiter zu dem Döner-Imbiss und tötete dort einen 20-Jährigen.

Vor dem Wissenschaftler hatte eine 78-Jährige ausgesagt, die dem Attentäter kurz vor dem Angriff auf den Döner-Imbiss über den Weg gelaufen war. Zum Glück habe sie den Mann nicht angesprochen, sagte die Rentnerin vor Gericht. „Sonst wäre es mir wohl so gegangen wie der 40-Jährigen vor der Synagoge“, sagte die Zeugin. Kurz nach der Begegnung wurde die Frau von einem Splitter einer Granate, die der Attentäter vor dem Laden gezündet hatte, am Fuß verletzt. Darüber hinaus überstand die Frau den Angriff unverletzt.

(lha/dpa)
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