Panne bei der Bundeswehr Halbe Hubschrauberflotte der Marine lahmgelegt

Berlin/Rostock · Wieder eine Panne bei der Bundeswehr: 15 Hubschrauber müssen wegen eines serienmäßigen Schadens in die Werkstatt.

 Die Bundeswehr-Marine hat 15 beschädigte Bordhubschrauber des Typs "Sea Lynx" vorübergehend aus dem Verkehr gezogen.

Die Bundeswehr-Marine hat 15 beschädigte Bordhubschrauber des Typs "Sea Lynx" vorübergehend aus dem Verkehr gezogen.

Foto: dpa, gam_dt hpl

Die Bundeswehr-Marine hat 15 beschädigte Bordhubschrauber des Typs "Sea Lynx" vorübergehend aus dem Verkehr gezogen. Sechs weitere dieser Helikopter würden derzeit planmäßig gewartet, so dass nur noch einer einsatzfähig sei, sagte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums am Montag der Nachrichtenagentur dpa. Damit ist die halbe Hubschrauberflotte der Marine vorübergehend lahmgelegt.

Auf die aktuellen Einsätze hat der Ausfall nach Angaben des Verteidigungsministeriums aber keine Auswirkungen. Beim Anti-Piraterie-Einsatz am Horn von Afrika könne der Ausfall durch Bündnispartner und den Einsatz eines Bundeswehr-Aufklärungsflugzeuges vom Typ "Orion" ausgeglichen werden, hieß es.

Ein Sprecher hob hervor, die Bundeswehr sei trotz dieses und anderer technischer Probleme weiterhin in der Lage, ihre Aufträge zu erfüllen.

"Es ist richtig, dass die 22 Marinehubschrauber derzeit nicht fliegen", sagte der Ministeriumssprecher. Nachdem bei einer Maschine Risse festgestellt wurden, sei angeordnet worden, auch alle weiteren Hubschrauber vor neuen Flügen zunächst zu überprüfen. Hierbei handele es sich um eine "Vorsorgemaßnahme". "Selbstverständlich gehen wir das Thema mit Hochdruck an", sagte der Sprecher weiter. Zu möglichen Schadensersatzansprüchen an den Hersteller, das italienisch-britische Unternehmen AgustaWestland, wollte er sich nicht äußern.

Nach einem Bericht der "Süddeutschen Zeitung" wurde die Panne bereits am 16. Juni festgestellt. Bei einem "Sea Lynx" an Bord der Fregatte "Lübeck" sei ein etwa 20 Zentimeter langer Riss am Heck festgestellt worden, berichtet das Blatt. Bei anschließenden Kontrolle wurden an 14 weiteren Hubschraubern ähnliche Schäden festgestellt, die aber noch nicht so weit fortgeschritten waren.

Der frühere Bundeswehr-Generalinspekteur Harald Kujat warnte in der "Leipziger Volkszeitung" (Dienstagsausgabe), die Streitkräfte drohten aufgrund unzureichender Ausstattung "als verlässliches Instrument der Außen- und Sicherheitspolitik auszufallen". Besorgt äußerte sich auch der SPD-Verteidigungsexperte Hans-Peter Bartels. Unter dem Fehlen der Hubschrauber leide nicht nur die Einsatzfähigkeit, sondern auch die Ausbildung der Truppe, sagte er dem "Handelsblatt".

Die Grünen-Verteidigungsexpertin Agnieszka Brugger erklärte zu den Problemen mit dem Sea Lynx: "Es ist unfassbar, dass diese Informationen die Abgeordneten erst mit dreimonatiger Verspätung erreichen." Es müsse bei der Bundeswehr "endlich Schluss sein mit einer Kultur, bei der Probleme dauernd vertuscht und verschleppt werden".

Bei den sechs Hubschraubern, die derzeit gewartet werden, ist noch nicht klar, ob sie ebenfalls beschädigt sind. Ein Hubschrauber ist unbeschädigt und fliegt nach einer Wartung seit vergangenem Freitag wieder.

Das Verteidigungsministerium geht davon aus, dass die beschädigten Hubschrauber bis Anfang 2015 repariert werden können. Insgesamt verfügt die Marine über 43 Hubschrauber - 22 "Sea Lynx" und 21 "Sea King".

(dpa)
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