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Analyse Guttenbergs Rede fehlt ein Schuldbekenntnis

Düsseldorf (RPO). Karl-Theodor zu Guttenberg ist als Verteidigungsminister zurückgetreten - eine Analyse der Rede, in der es um Ehre, Fürsorge, Charakter und Verantwortung ging.

Berlin: Guttenberg erklärt Rücktritt
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Es war eine Rücktrittsrede, die dem Muster der bisherigen Guttenberg-Erklärungen folgt. Er vermeidet ein klares Bekenntnis zu eigenen Fehlern und stellt sich fast als Opfer da. Der vielleicht wichtigste Satz neben der Rücktrittserklärung: "Ich war immer bereit zu kämpfen, aber ich habe die Grenzen meiner Kräfte erreicht." Der Ex-Minister stellt klar: Er tritt nicht zurück wegen eventueller Verfehlungen, sondern weil er den Kampf nicht mehr weiter fortführen will - und wohl auch nicht mehr kann.

Die Rede ist kein kurzer, schlichter Abgang wie seinerzeit beim ehemaligen Bundespräsidenten Horst Köhler. Es war ein rhetorisch geschickter Auftritt. Eine Rede, in der er selbst seine Position beklagt und die Angriffe auf ihn in ein besonderes Licht stellt. Dazu wirft er selbst den Aspekt auf, ob angesichts seiner Situation nicht Mitleid zu erwarten sei. Natürlich verneint er die rhetorische Frage, aber allein dass er sie stellt, ist ein Zeichen, wie er über die Plagiatsaffäre denkt. Guttenberg formuliert so etwas nicht zufällig, sondern mit Bedacht.

Genau wie er sagt: Es sei der schmerzlichste Schritt seines Lebens gewesen. Mit Herzblut habe er an dem Amt gehangen. Damit versucht er, sein Bild als ehrenhafter Minister mit besonderen Ansprüchen an sich selbst zu bewahren - so gut es eben geht. Wenn er den Kräften der Politik nur dann gewachsen wäre, wenn er seinen Charakter verändere, dann wäre schon dass ein Grund zurückzutreten. Guttenberg bleibt also charakterfest.

Dazu passt der dezente Hinweis auf das bestellte Haus: Dass er in intensiver Arbeit in den vergangenen Tagen noch die größte Bundeswehr-Reform der Geschichte so weit gebracht habe, dass sein Nachfolger sie umsetzen könne.

Den Medien gibt Guttenberg als Hintergrund für den eigenen Rücktritt eine große Rolle. Dabei hat Guttenberg diese Klaviatur immer gespielt. Wie er es in einem Anflug von Selbstkritik ausdrückt: Er habe viel zu "der enormen Wucht der medialen Betrachtung seiner Person beigetragen". Guttenberg hat sich jahrelang medial aufgebaut. Er hat es verstanden, mit Fotos Nachrichten zu machen: als Wirtschaftsminister zur Zeiten der Finanzkrise in New York, als Verteidigungsminister auf seiner ersten Reise nach Afghanistan. Als Homestory mit seiner Frau: die Guttenbergs als fast präsidiales Paar. Zuletzt hat er sogar mit Johannes B. Kerner eine Talkshow im Bundeswehrcamp gedreht.

Nun will er der Welt erklären, dass sein Rücktritt notwendig sei, damit die Berichterstattung über Bundeswehr wieder den richtigen Stellenwert einnehme. "Es findet eine dramatische Verschiebung der Aufmerksamkeit zu Lasten der mir Anvertrauten statt", sagt er. Wenn es auf dem Rücken der Soldaten nur noch um seine Person gehen soll, könne er das nicht mehr verantworten. Deswegen ziehe er die Konsequenz, die er von anderen verlangt hätte. Ein böser Umkehrschluss könnte eine andere Deutung zulassen: sein Verhalten war richtig, nur die Berichterstattung der Medien habe den Rücktritt nötig gemacht.

Zur Sache selbst sagt der Minister nicht viel: Es gebe massive Vorwürfe bezüglich seiner Glaubwürdigkeit. Es liege in seinem Interesse, wenn es zeitnahe Ermittlungen wegen seiner Doktorarbeit geben werde. Das sei ihm ein aufrichtiges Anliegen. Immerhin.

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