Überraschungsbesuch in Kundus Guttenberg: Würde als Soldat nach Afghanistan

Berlin (RPO). Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg ist überraschend nach Afghanistan gereist. Er betonte die entscheidende Rolle der Afghanen bei der Stabilisierung ihres Landes. Zugleich sagte er, er würde als Soldat vor einem Einsatz im Afghanistan nicht zurückschrecken.

Juli 2010: Guttenbergs Überraschungsbesuch in Kundus
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Juli 2010: Guttenbergs Überraschungsbesuch in Kundus

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"Ich selbst würde sofort nach Afghanistan gehen, wenn ich noch Unteroffizier wäre", sagte er dem "Hamburger Abendblatt".

Gleichzeitig betonte er die Gefahren des Bundeswehreinsatzes am Hindukusch. "Wir müssen auch künftig mit Gefallenen und Verwundeten rechnen und trotzdem alles tun, um das militärisch weitestgehend zu vermeiden", sagte der CSU-Politiker. Es sei realitätsfern, wenn man das nicht ernst nehmen würde, was von ihm und den Soldaten als Krieg bezeichnet werde. Guttenberg selbst leistete seinen Wehrdienst bei den Gebirgsjägern in Mittenwald. Er ist Unteroffizier der Reserve.

Gefechte verhindern Truppenbesuch

Gefechte mit Aufständischen haben den geplanten Truppenbesuch verhindert. Der Besuch bei Soldaten der Schnellen Eingreiftruppe in der Provinz Baghlan musste in letzter Minute abgesagt werden, wie der Sprecher des Verteidigungsministeriums, Steffen Moritz, sagte. In einer Rede räumte Guttenberg Rückschläge beim Kampf gegen die Aufständischen ein.

Guttenberg befand sich seinem Sprecher zufolge bereits mit dem Hubschrauber auf dem Weg zu den Soldaten der Schnellen Eingreiftruppe (Quick Reaction Force; QRF) in Baghlan. Wegen der Kampfhandlungen sei dann aber entschieden worden, in das Feldlager Kundus umzukehren, von dem aus Guttenberg gestartet war.

Nach Angaben des Einsatzführungskommandos der Bundeswehr in Potsdam wurde die deutsche Patrouille etwa 70 Kilometer südlich des Lagers in Kundus angegriffen, als sie ein festgefahrenes Fahrzeug vom Typ Dingo bergen wollte. Die Angreifer hätten unter anderem Panzerabwehrwaffen eingesetzt. Die Bundeswehrsoldaten hätten Luftnahunterstützung angefordert, diese sei auch zum Einsatz gekommen. Deutsche Soldaten seien nicht verletzt worden.

Guttenberg war wegen eines Schadens an seinem Flugzeug in der Nacht auf Freitag bereits mit 16 Stunden Stunden Verspätung in Afghanistan eingetroffen. Bei einer Zwischenlandung in Kiew in der Ukraine kam es wegen eines Laufwerkschadens zu einer "starken Rauchentwicklung", wie Moritz sagte. Guttenberg musste daher auf eine Ersatzmaschine warten.

Erste Station war das Regionalkommando der Internationalen Schutztruppe ISAF in Masar-i-Scharif im Norden des Landes, wo 40 US-Hubschrauber in den Dienst des Regionalkommandos gestellt wurden. Bei seiner Rede sagte Guttenberg laut dem vom Verteidigungsministerium verbreiteten Redetext, die Situation im Norden des Landes habe sich nicht so positiv entwickelt wie erhofft. Zwar seien viele Fortschritte erzielt worden, es gebe aber noch viel zu tun. "Vor uns liegen schwierige Monate", sagte Guttenberg. Die Afghanen müssten bei der Entwicklung ihres Landes die Hauptrolle spielen, Deutschland und die internationale Gemeinschaft seien dabei "starke Partner".

Nach dem Besuch in Masar-i-Scharif reiste Guttenberg in das deutsche Feldlager bei Kundus weiter. Dort wurden ihm unter anderem eine der in Afghanistan eingesetzten Panzerhaubitzen 2000 vorgestellt. Das Geschützsystem kann Ziele in 30 bis 40 Kilometer Entfernung treffen.

Guttenberg hatte im April die Verlegung von zwei Panzerhaubitzen nach Afghanistan angeordnet, sie kamen dort inzwischen auch zum Einsatz. "Die Panzerhaubitze bietet mehr Schutz und Sicherheit für unsere Soldaten", sagte Guttenberg nach Angaben seines Ministeriums. Das habe sich bei den ersten Einsätzen gezeigt.

Guttenberg hatte Anfang Juli vor einem harten Sommer in Afghanistan mit möglicherweise weiteren Todesopfern gewarnt. Er sollte noch am Freitagabend wieder in Deutschland eintreffen. Es war die vierte Afghanistan-Reise Guttenbergs seit seinem Amtsantritt im Oktober 2009. Derzeit sind rund 4300 deutsche Soldaten in Afghanistan im Einsatz.

(AP/RTR/jre)
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