CSU-Parteitag in München Guttenberg posiert, Seehofer patzt

München (RP). Das erwartete Rede-Duell zwischen CSU-Chef Seehofer und CSU-Star zu Guttenberg fiel zum Auftakt des Parteitags aus. Trotzdem nutzte zu Guttenberg eine 12-Minuten-Rede zu großer Gestik und erntete stehende Ovationen. Zuvor hatte Seehofer für Kopfschütteln gesorgt, als er die Kanzlerin irritierte. Durchsetzen konnte sich Seehofer wenigstens mit seiner Forderung nach einer Frauenquote. Die Partei stimmte am Abend in geheimer Abstimmung für die Neuerung.

Der CSU-Parteitag in München
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München (RP). Das erwartete Rede-Duell zwischen CSU-Chef Seehofer und CSU-Star zu Guttenberg fiel zum Auftakt des Parteitags aus. Trotzdem nutzte zu Guttenberg eine 12-Minuten-Rede zu großer Gestik und erntete stehende Ovationen. Zuvor hatte Seehofer für Kopfschütteln gesorgt, als er die Kanzlerin irritierte. Durchsetzen konnte sich Seehofer wenigstens mit seiner Forderung nach einer Frauenquote. Die Partei stimmte am Abend in geheimer Abstimmung für die Neuerung.

Sie hatten es gerade geschafft. Horst Seehofer und Angela Merkel stehen einträchtig nebeneinander auf der Bühne des Münchner Messegeländes und strahlen. Merkel hat in ihrer Rede Seehofer überschwänglich gelobt, der CSU-Chef gibt ihr einen Klaps auf die Schulter. Harmonie pur. Der CSU-Mann lässt Blumen auf die Bühne bringen, Merkel dankt.

Als ein CSU-Referent kommt, um der Kanzlerin die Blumen vorübergehend wieder abzunehmen, ruft Seehofer ihm, über die Mikrofone für alle im Saal hörbar, hinterher: "Sorgen sie dafür, dass der richtige Mann die Blumen bekommt." Merkel schaut verdutzt, zögert, sucht Worte. "Wieso richtiger?", stammelt die seit zwölf Jahren Verheiratete und ihr Lächeln gefriert. Merkel überlegt, das Mikrofon zu ergreifen, etwas zu erwidern. "Ich lasse es lieber", stammelt sie. Im Saal schüttelt ein Delegierter den Kopf: "Der kann es nicht lassen."

Die Anekdote steht beispielhaft für das von sprachlichen Missverständnissen und Irritationen geprägte Verhältnis zwischen dem impulsiven Bayern und der sorgsam abwägenden Mecklenburgerin. Zuletzt hatte sich Merkel über die harschen Worte Seehofers in der Zuwanderungsdebatte und die Äußerungen zur Rente mit 67 gewundert. "Seehofer bleibt ein Sicherheitsrisiko", heißt es in Merkels Umfeld. So schien es fast, als habe die Kanzlerin eine heimliche Freude daran, dass Seehofer in seiner Partei gerade eine parteiinterne Nachfolgedebatte überstehen muss.

Der neue CSU-Star Guttenberg wurde in der Münchner Messe wie ein Popstar gefeiert und umschwärmt, ständig verfolgten den 38-Jährigen ein Kameratross und junge CSUler, die ein Autogramm oder ein Foto mit dem Freiherrn machen wollen. Als Merkel in ihrer Rede für die von der CSU geplante Frauenquote wirbt und Applaus erntet, kann sie sich eine Spitze nicht verkneifen: "War der Beifall jetzt für Guttenberg oder die Frauenquote?"

Dabei versuchte Seehofer und die Parteitagsstrategie rund um Generalsekretär Alexander Dobrindt alles, um ein Duell zwischen dem Baron aus dem Frankenland und dem CSU-Vorsitzenden zu unterbinden. Guttenberg wurden gerade einmal "sieben bis neun Minuten" für die Erläuterung der größten Strukturreform in der Geschichte der Bundeswehr zugebilligt. Eigentlich ein Affront. Doch Guttenberg wollte kein Öl ins Feuer gießen, nutzte die ersten Minuten aber geschickt, um den "Zusammenhalt" in der CSU zu beschwören und die Personaldebatte als "deppert" abzuklassifizieren.

Damit hatte er das Thema geschickt wieder hervorgeholt und sich zudem auf eine Stufe mit dem Vorsitzenden gestellt. Am Ende redete Guttenberg zwölf Minuten in freier Rede mit großer Gestik. Viele Delegierte applaudierten im Stehen. Die CSU-Basis, so viel war in München überall zu spüren, hat einen neuen Star. Der Personalwechsel wird aber noch auf sich warten lassen. Vielleicht bis Herbst 2011. Dann findet der Parteitag in Nürnberg statt und es stehen Vorstandswahlen an. Und der Franke Guttenberg hat ein Heimspiel.

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